2008

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Udaipur 20.03.2008

INDIENBILD

Habt Ihr Indien kennen gelernt ?

Nein, die Frage muss heißen: Wie habt Ihr Indien kennen gelernt!? Wir sind als Touristen auf dem vorgeschriebenen Trampelpfaden im Fond eines klimatisierten Wagens mit Rundum- Blick durch die Gegend kutschiert worden, haben vieles gesehen, wurden bei Besichtigungen der angekreuzten Sehenswürdigkeiten geführt und beschützt- die Fremdenführer sind gleichzeitig Bodyguards - , haben in eigens für Touristen neu erbauten internationalen Hotels, oder extra für den Tourismus hergerichteten Palästen der Maharadschas gegessen und geschlafen- und sind erschrocken über das, was wir am Rande mitbekommen haben. Indira Gandhi hat gesagt: Indien, das ist nicht das Land. Indien, das sind die Menschen.

Vielleicht hat Leibniz, der ja viel gereist ist, als er aus dem kleinen Seitenfenster blickend die Welt an sich vorüber ziehen sah, in der Kutsche die Monade erkannt. Er erkannte die Begrenztheit menschlicher Fähigkeit, mit der Welt Kontakt aufzunehmen , sah das als Einschränkung der Erkenntnismöglichkeit- Hat er das auch als Wohltat gesehen, als Möglichkeit ,der grausamen Wirklichkeit zu entgehen ?

Ein Auto, so entwickelt, dass Touristen den weiten Ausblick aus einem sonst hermetisch abgeschlossenen Raum des Autofonds haben, gibt diesen Schutz gegen die Umwelt nicht mehr. Gnadenlos dringen die Bilder von Außen in Augen und Hirn und verwirren die Sinne.

Man versucht, die Augen zu schließen, aber man ist der Faszination dieser erschreckender ,oft grausamen Bilder des täglichen Lebens verfallen, man kann ihnen nicht entgehen. Wird man genötigt, die Isolation zu verlassen – man ist ja gekommen, um teilzuhaben- ist man der Situation ausgeliefert und schämt sich . Man ist fehl am Platze. Man gehört hier nicht hin. Man gehört nicht in die protzig zur Schau gestellte kitschige Pracht eines unendlichen Reichtums, man gehört nicht in die erschreckend trostlose Armut auf der Strasse.
In den Tageszeitungen Delhis wird zurzeit heftig der Slum-Tourismus diskutiert. In Delhi werden Touristen Sight- Seeing-Tours durch die Slums angeboten.. Warum soll man die Armut nicht ebenso der Welt zeigen, wie den Reichtum?

-Hass in den Augen-

Ich werde jeden Satz vermeiden, der aus einem der Reiseführer entnommen sein könnte.

Ich möchte nichts beschönigen. Es gibt nichts zu beschönigen. Es stehen die Kontraste in einer offenen Härte gegeneinander, in einer für unser Lebensgefühl unfassbar grausamen Härte.

Ich habe lange nach einem Verständnis gesucht. Ich glaube jetzt: Es ist der Lebenskampf.

Ein von allen Beteiligten im täglichen Leben unerbittlich ausgefochtener Lebenskampf. Für den Armen in der Gosse, der mit der heiligen Kuh im Straßenmüll um etwas Essbares kämpft, geht es ums Überleben, ums nackte Überleben, ein erbarmungsloser Kampf -, für dem unermesslich Reichen geht es um noch mehr Reichtum, um grenzenlosen Reichtum, ein gnadenloser Kampf der Gier. Wie wird das Kastenwesen noch gerechtfertigt? Formal abgeschafft ist es.
Und das andere Indien ? Das Indien der Reiseprospekte ? Die Tempelanlagen ? Die Wirklichkeit des religiösen Lebens ? Das Land ? Die Leute ? Die bunten Saris ? Die heiligen Kühe ? Auch das alles gehört in das Spiegelbild Indiens. Nur ist der Spiegel zerbrochen, in
tausend einzelne reflektierende Splitter zertreten , die nie ein Ganzes ergeben .

Du sitzt in einem funkelnden Spiegelsaal und möchtest ein Bild aufnehmen, aber der eigene Flash überblendet das Gesehene.

Indien zeigt kein Gesicht, hat kein Antlitz!

Es sind viele Welten, die Indien geprägt haben.
Und der Rest der Reise ist die Begegnung mit der Natur, gemeinsame Sonnenauf- und -untergänge, blühende Gärten, Berge und Seen, - wie überall auf der Welt, und es ist eine Reise in dein Inneres.

Udaipur

Reise 2008 - Die Heilige Kuh
Reise 2008 - Die Heilige Kuh

DIE HEILIGE KUH

Die Heilige Kuh ist unantastbar. Sie steht mitten auf der Strasse, die Mopeds, die Motorräder,
die Tuck-Tucks , die Autos, alle hupen ! Die Kuh hat gelernt,. ganz gelassen zu bleiben und
auf dem Fleck stehen zu bleiben . Sie regelt den Verkehr auf ihre Weise. Sie ist heilig!
Sie kann auch mitten auf der Strasse liegen oder spazieren gehen. Sie hat alle Hoheitsrecht
es wird sie niemand anrühren.Zu Festen wird sie geschmückt, darf mitfeiern. Es ist eine gute Tat, ihr Futter zu spendieren.
Es stehen eigens zu diesem Zweck Karren der Bauern mit grünem Futter am Straßenrand, wo
man für gutes Geld Futter für die heiligen Kühe kaufen kann. Und wenn kein mildtätiges
Opfer in Sicht ist- und das scheint weit öfter der Fall sein- dann steht die Kuh im Dreck- und
Müllhaufen , frist Papier und Kunststoffverpackungen bei der Suche nach Essensresten darin,
und sie wird daran – das wissen alle- krepieren.
Niemand hilft der Kuh und vertreibt sie vom Müll, um sie zu retten!
Sie ist unantastbar und heilig!
Wo bleibt das Mitleid, das Mitfühlen der Menschen, die einen Mundschutz tragen, um zu
verhindern, dass sie zufällig Insekten einatmen und verschlucken.
Alles Handeln ist irrational ausgerichtet auf das eigene Wohlergehen in diesem oder im
nächsten Leben. Nur was der eigenen Person zugute kommt oder kommen
könnte wie Opfer und Anrufung der tausend Götter ,zählt , und die heilig gesprochene Kuh
krepiert am hinterlassenen Müll und stirbt in menschlichem Dreck !
Unantastbar Heilig- nicht berühren- sie gehört zu den Unberührbaren!

Und was kann die Kuh dazu !?

Mount Abu (2)

TANZEN IM DILWARE TEMPEL

Was ist Wahrheit, die Wahrheit ?

Die Wirklichkeit ist jedenfalls, dass ich auf dem Klodeckel im Bad sitze, dieses Buch auf den
Knien, und auf der Suche nach Gestern habe ich, zum ersten Male außerhalb des Frühstücks Buffet , von den ich ausgehe, dass es auf die Verträglichkeit für Touristen hinlänglich geprüft ist, ein typisches rasasjtanisches Gericht mit Namen Dal Bhati gegessen und das mit durchschlagendem Erfolg. So ist der Einzug heute Nacht in das Bad nicht nur infolge der Gewohnheit- ich verbringe viele Nächte auf diesem stillen Örtchen, auf dem ich ungestört meine Gedanken aufschreiben kann, sondern hatte heute auch den Grund der unmittelbaren Entsorgung. Gestern las ich in der Zeitung einen Spruch von Bertrand Russel: Wer glaubt, dass seine Gedanken wichtig wären, sollte sofort einen Tag Ferien nehmen. Aber dieses unwichtige Zeug aufzuschreiben muss ihm auch Spaß gemacht haben, sonst hätte er es nicht so ausgiebig getan, einschließlich seines wohl wahren Spruches.
Aber zurück zur Wahrheit! Der Begriff geht mir nicht aus dem Kopf, nach dem wir zum zweiten Mal im Jains- Tempel Dilware waren. Über das Eintauchen in die allumfassende Schönheit der Marmorschnitzereien- denn geschlagenen Skulpturen sind diese Ba -Reliefs, dreiviertel –Reliefs , nicht- ist das Erlebnis der Klarheit überwältigend. Alle illusionären Vorstellungen werden beim Anblick dieses Tempels durch eine unsichtbare Hand abgestreift, ein Verfliegen der Gedanken in transzendentale Räume wird durch den Anblick dieses ganz irdischen, heiteren, dem Leben offensichtlich hingegebenen Figuren versagt, Man bleibt dieser Welt ganz verbunden, taucht nach Stunden immer tiefer in diese Wirklichkeit ein, wird befreit in diesem frohen Lebenstanz. Der ganze Tempel scheint zu
tanzen, ohne narkotisierende Wirkung, ein fröhlicher Tanz des Diesseits. Hier bist Du Mensch, hier darfst Du ´s .... Goethe wird mir eine Ohrfeige verpassen, seine Worte hier zu missbrauchen, oder doch nicht? Ich wäre gern mit diesem sinnenfrohen Menschen durch den Tempel gegangen. Er hätte Worte gefunden, die mir versagt sind. Aber
so habe ich das Recht, ihn zu zitieren, wenn auch nicht immer glücklich. In diesem Tempel war ich glücklich, ganz im Diesseits , ohne Ab- und Umschweife. Ich blieb lange stehen vor der Reihe der fein geschnitzten Holztüren , hinter denen die 24 Statuen der Weisen und Gründer des Jainismus ruhen, habe beide Türen leicht geöffnet und einem von ihnen in seine offenen Augen geschaut. Das sind nicht die geschlossenen Augen Buddhas in tiefer Versenkung, das sind nicht die übergroßen Augen sizilianischer Romanik, das sind wache Augen, klare Augen, feste Augen der Wahrheit, dem Diesseits zustimmende Augen. Man möchte die tanzenden Mädchen als bezaubernd beschreiben, nein, sie üben keinen Zauber aus, sie sind ganz wirklich tanzend da, das ist kein orientalischer, geheimnisvoller
Schleiertanz, das ist die ganze heitere Wirklichkeit, das frohe Dasein. Tanze , und deine ganze Trübsal ist vergessen, lebe im Tanz .Die Elefanten tanzen mit. Sie legen ihren Rüssel in die Gabel der Stoßzähne des Nachbarn, heben ihre schweren Füße, winkeln sie graziös, fast kokett an, und tanzen im Reigen mit.. Sie bilden mit ihren Rüsseln Girlanden wie Blumenketten., halten sich an den Rüsseln wie Kinder sich bei ihren Händchen halten im Tanz. Tanze mit ! Singe mit den Musikanten, hörst du die Musik ? Das sind keine mystischen Gesänge, das sind irdische Klänge, einfach schöne Weisen, ein schöner reiner Gesang, ein von aller Last befreiender Gesang, ganz locker, ganz frei! Da s ist nicht der überwältigende Krakoviactanz zum Schluss der Appasionata, der alle Fesseln zerreißt, der Aufschrei im Tanz. Nein, viel lockerer, viel leichter. Tanzen und Singen. Leben. Das Leben ist schön ! Du musst nur tanzen, tanzen!
Wenn mir nur nicht so übel wäre von dem vielen aufgekochten heißen Wasser im Bauch, in dem das rasajthanische Essen Dal Bhati durch die Gedärme gespült wird.

ImTempel:
Sobald sie im Oktogon den Kopf erhoben haben, und die Herrlichkeit der gewölbten Decke gesehen haben, lassen sich die Inder sofort zu Boden sinken, schauen noch eine Weile entspannt um sich und beginnen zu schwätzen. Sie fühlen sich wie zu Hause und würden sich gern hier einnisten, wenn nicht der Wärter sie wie die Tauben vom Schwimmbad im Hotel lauthals verscheuchen würde.

Mount Abu (1)

DILWARE TEMPEL

Das Erlebnis des Tempels ist unbeschreiblich . Das Erlebnis hat auf anderen
Bewusstseinsebenen stattgefunden , deren die Sprache nicht mächtig ist. Das Erlebnis ist sehr tief im Inneren .

Was in der Bewunderung des Dekors der Paläste immer einen Beigeschmack des protzig kitschigen Reichtums hinterlassen hat, ist hier in sein Gegenteil umgewandelt. Der Tempel schien eingetaucht in eine schwerelose pure Schönheit, losgelöst von jeglicher Geltungssucht.

Aber keine unwirkliche Schönheit, nein, ganz von dieser Welt mit all ihrer Sinnlichkeit, Heiterkeit, ganz Tanz. Die Augen tanzen mit, folgen den schmeichelnden Bewegungen, bleiben haften an den Körpern und den Formen des überreichen Dekors. Matisse habe ich misstraut , als er sagte, Malerei sei schöner Dekor. Hier wird er bestätigt. Dies ist wunderbar schöner Dekor, Dekor von wunderbarer Schönheit, Wunder voller Schönheit im Dekor. Und da hört es dann mit der Beschreibung auf. Es ist unbeschreiblich.

Beschreibbar sind die Umstände, die zu diesem wunderbaren Erlebnis geführt haben. Nach langer Fahrt heraus aus der Wüste in die weite mit Buschwerk bestandene Ebene, dazwischen bestellte Äcker, ragen unvermittelt aus dem erodierten Boden schroffe Spitzen nackten Gesteins und riesige Steine, achtlos nach einem Gigantenspiel auf einen Haufen geschmissen. Und allmählich verdichten sich die Massen zu einem langen Bergrücken, hinter dem nach Überwindung eines Serpentinengeschlinges eine hügelige Hochebene erreicht wird: Mount Abu. – am nächsten Morgen der Blich über den See, umgekippt, voller Müll, erschreckend.- weiter Blich von honey-moon- point in die weite Ebene zurück , über welche die Elefanten den Marmor für den Tempel geschleppt haben – dann der Rundgang durch das Dorf mit Flucht vor den aggressiv bettelnden Kindern – ein Photo mit armseliger Hütte im Vordergrund und reichem Palast auf dem Berg dahinter – wieder Indien unverstanden- und dann der Tempel:

Ein Blick ins Nirvana ! Quatsch! Von Künstlern geschaffen, von Menschenhand im Diesseits!
Immer wieder auch von Menschenhand zerstört und von Menschenhand wieder aufgebaut.

Die Hauptstatue wird jedes Jahr exakt erneuert, seit der Entstehungszeit des Tempels bis zum

heutigen Tage., gegen den Untergang durch Erosion oder die Zerstörung von Menschenhand.

Moubt Abu 15.03.2008

BESCHISS UND BÄREN

Louis Armstrong rief von der Gangway am Flughafen der Menge, die ihn stürmisch begrüßte ,zu:“ I am in your hands !“ Und die Menschen haben ihn von Konzert zu Konzert getragen.

Wehe, du rufst in Indien aus:“ I am in your hands!“, und du landest völlig entblößt, nicht als Jain , nicht im Nirvana, sondern als Ausgenommener bei den Ausgestoßenen, Unberührbaren in der Gosse, im Müll und Dreck.. Wenn du nicht aufpasst, wirst du sofort betrogen.

Vertrauen wird nur als Dummheit eines Touristen verstanden. Geborgenheit wirst du hier nicht finden, auch wenn du dafür bezahlst hast. Schon von Wangerooge kennt man den Spruch : Doof wie `n Badegast!
Das bringt der organisierte Tourismus so mit sich. Du Bist als Tourist immer der Dumme! Und du wirst immer beschissen.!

In der Zeitung wird heiß der Slum-Tourismus diskutiert: Touristen wird in Delhi eine Slum-Sight-Seeing-Tour angeboten! Na Bitte !Auch noch Geld mit der Show der Armut machen! Die Inder sind doch nicht blöd!
Und Wo sind die Religionen? Soll das der Trost für die Armen sein. Darsteller imTouristenrummel? Auch Beschiss ?! Ich werde das alles nicht verstehen. Ich gehöre hier nicht hin!

Einen Bären aufbinden.
Während der Besichtigung des Tempels kam der Guide auf uns zu und sagte, dass wir so lange bleiben könnte, wie wir möchten, aber erhätte jetzt Feierabend und verschwand mit Trinkgeld.

Als wir im Hotel ankamen, wartete unser Guide schon auf uns und bot uns für den nächsten Tag eine Abendtour in den Wald mit einer Bärenpirsch für erst 2 mal 300 , dann pauschal 1 mal 500 an. Als er bestätigte, dass wir ein paar Schritte wandern könnten , sagten wir zu, ohne zu der Zeit zu wissen, dass er uns am Vormittag nur das halbe Programm gezeigt hatte. Es fehlten zwei Tempel, Terrassen, zwei Gärten und sunset! Er hatte „ Dienst“ bis zum Abend!

Doof wie´n Badegast!

Er hatte uns einen Bären aufbinden wollen. Aber es war ja noch Heute, und nicht Morgen. In wie weit unser Fahrer in diese Machenschaften miteingebunden war, ist nicht ganz klar. Unser Vertrauen in Ihn war sehr riskant. Aber wie haben überlebt, trotz Bären!

Indien will keinen Tourismus als Dienstleistung. Inder wollen nur das Geld der Ausländer. Die Führer absolvieren ihr vorgeschriebenes Pensum nur, wenn man ausdrücklich darauf besteht, und auf den Reisepapieren nachweist. . Sie unterschlagen bezahlte Leistungen und bieten Zusatzleistungen zu überhöhten Sonderhonoraren an- ganz unverfroren, wie selbstverständlich. Wenn das Geld bezahlt ist.wollen sie die Touristen schnell wieder los werden.

Das Gefühl, nicht willkommen zu sein, belastet die ganze Reise, und nimmt den Spaß!

Jodhpur 13.03.

KLIMAANLAGEN

Klimaanlagen sind die Pest des modernen Tourismus! Sie sind zu tief eingestellt- „es ist kalt“- und sie sind zu hoch eingestellt- „es zieht“- . vom Zimmer aus ist eine Regelung der Temperatur nicht möglich trotz vieler Anzeigen und Drehschalter.Ich habe mich in outdoor = indoor Kleidung mit Mütze und Jacke erkältet und werde dieses Fünf-Sterne-Hotel mit Schnupfen und Halsschmerzen verlassen.

Schlechtes Management in einem neu für den Tourismus gebauten sogenannten Komfort-Hotel.

Jodhpur 12.03.

SCHMECKT´S

Loriot war ganz bestimmt in diesem Hotel ! Hier hat er seinen Sketch erlebt ! Du willst in Ruhe frühstücken.

Es ist ein wunderschöner Morgen und du möchtest draußen in der frischen Luft den Kaffee genießen, weit weg von der Klimaanlage, wo du dir heute nacht schon den Schnupfen geholt hast, noch weiter weg von der Musik- auch noch Flötenmusik indischer Art am Morgen !- und noch viel weiter weg von der lärmenden Reisegruppe aus Europa –
vor dir siehst du durch die Tür den Sonnenschein auf der Terrasse, aber vor dir wollen zwei Ober und eine rundliche Kellnerin gleichzeitig durch die Tür und haarscharf geht es an der Kollision mit den beiden Saftgläsern in deinen beiden Händen vorbei. Aber das ist noch glimpflich abgelaufen !

Kaum sitzt du am Tisch , der so gestellt ist, dass ein dicker Pfeiler in Tischgröße dir die Sicht ins Freie nimmt, da kommen alle drei Kollisionsteilnehmer an deinen Tisch gestürmt und reden in irgendeiner irgendwie ans Englische erinnernden Sprache auf dich ein. Du weist es aber schon: Sie fragen , ob du gut geschlafen hast, how are you hörst du ganz deutlich heraus, what´s your name , what´s your profession, what´s your roomnumber etc: die ganze Liternei !

Und ob du Kaffee oder Tee, mit oder ohne Milch möchtest, ob du eventuell ein Omelett bestellen möchtest, ob sie dir Früchte bringen sollen, etc etc. Nach vielen Thank You deinerseits verschwinden sie wieder hochbeglückt, sich so international gegeben zu haben, kommen aber bald wieder und fragen: SCHMECKT´S ?

Das hat Loriot hier erlebt- und ich bin dank seiner nicht aus der Haut gefahren- nicht schon am frühen Morgen !

Nachtrag zu SCHMECKT´S

Das Schild: „Please do not disturb“ am Benzel um den Hals hängen !´

Jodhpur 11.03.

PROFESSOR HERMKES

Lieber Herr Professor Hermkes,

als Student hätte ich Sie selbstverständlich respektvoll mit: Sehr geehrter Herr Professor angesprochen. Aber im siebzigsten Jahr meines Lebens ist die strenge Distanz aufgehoben, so wie die Konturen in der Erinnerung verblasst sind. Vor dem Hintergrund der Wüste Thar werden plötzlich die Konturen Ihrer Gesichtszüge wieder lebendig , Ihre aufrechte Gestalt immer deutlicher, Ihr Korrekturstift zwischen
Zeigefinger und Daumen streicht mit der Hand über die vorgelegte Zeichnung, aber der Stift hinterlässt keine Spur. Sie waren kein strenger Lehrer. Ihr Urteil konnte man aus Ihren Andeutungen, manchmal nur eine unwirsche Bewegung der Hand, nur erahnen.

Ich war zu Ihrem Lehrstuhl gekommen, ohne es je vorgehabt zu haben.
Nach Berlin war ich gekommen, da mir das Urteil von Alex Kraemer nichts bedeutete, obwohl ich seine Architektur achtete und seine Freitags- Vorlesungen mit Aufmerksamkeit gehört habe. Ich wollte Scharoun und sein Umfeld kennen lernen, und ich wusste, dass er nicht mehr lehrte und ich habe ihn auch nicht mehr kennen lernen können, aber sein Umfeld hat großen Einfluss auf mich ausgeübt. Dem neu gegründeten Lehrstuhl Ungers stand ich mit großem Ressentiment gegenüber. Der gewollte Starkult lag mir nicht. Also wollte ich auf Empfehlung zum Lehrstuhl Kreuer, bis ich auf einem Aushang am schwarzen Brett der Architekturfakultät las: Studienfahrt mit dem Lehrstuhl Hermkes nach Mykonos, und zwar sofort. Und ich war dabei. Als Beifahrer eines Ihrer Assistenten mit seiner Gattin und einem Studienkollegen starteten wie in einem kleinen Auto, fuhren quer durch Jugoslavien und Griechenland bis Piräus, setzten mit dem ganzen Lehrstuhl nach Mykonos über. Ich bekam die Aufgabe, ein kleines Haus in Mykonos mit allen Detail aufzunehmen und zu zeichnen, Eine wundervolle Aufgabe, mit viel Freude unter den wachsamen Augen einer russischen Ärztin, die das Haus bewohnte,
schnell mit Erfolg durchgeführt. Und ich habe den Erfolg in der Sonne Griechenlands, am Strand des Ägäischen Meeres mit geschlossenen Augen genossen. Und als ich die Augen öffnete, sah ich Karina, meine Frau.

Ich weis nicht, ob Sie den Beginn meines neuen Lebens aus den Augenwinkeln beobachtet haben. Ich hätte Ihnen gern davon erzählt. Es hätte Ihnen Freude bereitet, wie ich heute glaube, soviel Freude, wie mir das Miterleben heute bereitet .Aber Ihrer Distinguiertheit verbot jede persönliche Annäherung.

An Ihrem Lehrstuhl in Berlin machte ich einen wunderschönen Entwurf eines Dorfes mit Hotel, einem gemeinsamen Ort für Griechen der Insel und Gästen, an einem Hang zum Meer in kleinteiligem Stil einer agglutinierenden Bauweise, wie es Professor Heinrich nannte, Sie

waren offensichtlich von dem Entwurf, meinen vielen Modellen in Ton und Pappe, meinen Freihandzeichnungen und meinen poetischen Erläuterungen , angetan, haben sich mir gegenüber nie geäußert, es nur in der Zensur dokumentiert. Belustigt haben sie ein heftiges Streitgespräch anhand eines Wochenwettbewerbes zwischen Ihrem Assistenten und mir über informelle Architektur verfolgt, aber Ihr Urteil blieb aus. Und dann offerierte ich Ihnen eine kolossale Arbeit: Ein Bahnhofsgebäude statt des Erddammes in Charlottenburg, einen neuen Bahnhof Charlottenburg in Spannbetonkonstruktion. Mit Ihrem Oberingenieur für Statik habe ich lange gerungen und präsentierte Ihnen in einer Korrekturstunde den Entwurf. Sie waren offensichtlich beeindruckt, wahrscheinlich auch von dem Mut Ihres jungen Studenten.

Und ich brauchte zum Examen noch ein Nebenfach und ging mit diesem Entwurf zu dem neu ernannten Professor Polonyi. Er wollte mir den Entwurf als Grundlage einer Statikaufgabe sehr zögernd und ohne auch nur einen Anflug von Zustimmung im Gesicht akzeptieren, da
stellte ich die Konstruktion infrage, und er begann mit mir eine engagierte Diskussion. Es wurde eine schlanke, elegante Konstruktion .Ich arbeitete die Nächte hindurch, um den Examenstermin einhalten zu können. Polonyi, mit dem ich später als Architekt zusammengearbeitet habe, half nach Kräften. Er korrigierte meine Arbeit alle zwei Tage. Und als ich stapelweise neue Pläne gezeichnet hatte, legte ich das Ergebnis meinem Entwurfsprofessor Hermkes vor. Der schob, ohne eine Miene zu verziehen, Blatt für Blatt auf dem großen Zeichentisch durch und sagte nur knapp: „ Sie waren bei Polonyi“

Der junge Professor Polonyi machte dem alten Professor Hermkes das Feld streitig. Und Professor Hermkes akzeptierte das Ergebnis in meiner Arbeit. Ich hatte Achtung vor der Aufrichtigkeit des Hanseaten!

Altbundeskanzler Schmidt hat am Grabe von Gräfin Dönhoff gesagt, sie sei der Inbegriff eines anständigen Menschen gewesen. Etwas Ehrenvolleres kann man gar nicht sagen. Ich lieferte eine architektonisch kümmerliche Diplomarbeit ab. Ich hatte mich vollständig verrannt, zeichnete nicht mehr frei Hand , sondern mit dünnen technischen Federn an der Reisschiene entlang am Konstruktionstisch für Ingenieure. Ich weis nicht, was in mich

gefahren war. Und mein Professor Hermkes akzeptierte auch diese Arbeit ohne Kommentar, nur mit einem Schatten auf der Benotung. Wahrscheinlich wurde der Fleiß mehr als die Qualität bewertet.

Und mein Professor Hermkes besorgte mir das Stipendium für eine Doktorarbeit, die ich gar nicht machen wollte. „ Dr.“ Corbusier , ein Schreckgespenst! Aber ein Stipendium für ein Zweitstudium – ich

wollte Stadtsoziologie studieren, um ein richtig ausgebildeter Stadtplaner zu werden- gab es nicht. Also schrieb ich über das Thema: Clusterbildung und Sozialstruktur.

Ich habe diese Arbeit nicht fertiggeschrieben, und in der Zeit mein Büro als freischaffender Architekt aufgebaut. Und Sie, lieber Professor Hermkes, haben mir beim Durchgang durch Ihren Garten um das neue Haus in Berlin, Mut gemacht.

Ich habe meine Scheu Ihnen gegenüber nie überwinden können. Ich habe nie Danke gesagt!

Ich bin, wen ich mit Ihnen wegen eines Termins telephonieren musste, stundenlang um den Apparat geschlichen und habe Gründe gesucht, erst am nächsten Tage anrufen zu können. Ich habe unter meiner Verklemmung gelitten. Und wenn ich Ihnen gegenüber stand, war ich der korrekte, wohlerzogene Student- als Doktorand habe ich mich nie gefühlt- voller Scheu und Zurückhaltung.

Irgendwann war ich dann mit meinen ersten Projekten so voll ausgelastet, dass ich die Arbeit an den städtebaulichen Clusterbildungen, obwohl hochinteressant , einstellte. Ich wollte im täglichen Geschäft erfolgreich sein. Das lockte mehr !

Ich habe Ihnen nie von meinen kleinen Erfolgen erzählt. Ich hatte kein schlechtes Gewissen, ich konnte Ihnen gegenüber nur nicht so offen sein.

Ich glaube heute, es hätte Ihnen Spaß gemacht, mit zu erleben, was Ihr Student aus Mykonos so alles inszeniert hat, Ich weiß nicht, ob Sie je etwas erfahren haben. Ich habe geschwiegen,

und nicht mehr wegen eines neuen Termins angerufen. Das bedaure ich heute sehr!

Über Ihr Alter weiß ich auch nichts. Irgendwann ist Ihr Bild in meinem Leben abhanden gekommen. Jetzt, vor der Wüste Thar im siebzigsten Lebensalter sehe ich Sie wieder ganz deutlich! Seien Sie herzlich gegrüßt, wo Sie jetzt auch immer sind!

Übrigens: Die Problematik von städtebaulichen Clustern habe ich in meinem Berufsleben nie gelöst, auch nie als Aufgabe lösen müssen. Aber heute weis ich, wie treffend die Wahl dieses Themas gewesen ist, und wie wichtig eine Analyse und vor allem eine Vision gewesen wäre.

Aber wenn ich mich dem Thema ganz verschrieben hätte, hätte ich ein anderes Berufsleben führen müssen. Vielleicht wäre das andere Leben in seiner Abstraktheit theoretischer Stadtplanung noch fremder für mich gewesen als es mein praktisches Architektenleben war.

Jetzt ist es wohl zu spät, noch eine Doktorarbeit zu schreiben. Ich habe auch gar keine Zeit mehr dafür.

Aber danken möchte ich Ihnen, lieber Professor Hermkes, wenn auch so spät, dass Sie ein so nachsichtiger Lehrer für mich waren. Das Bild des aufrechten Hanseaten wird nicht mehr verblassen!

Jaisalmer-Jodhpur 11.03

VORSPANNTEXT

Habt Ihr Indien kennen gelernt?

Nein, die Frage muss heißen, wie habt Ihr Indien kennen gelernt ?

Wie sind als Touristen auf dem vorgeschriebenen Trampelpfad in Fond eines klimatisierten Wagens mit Rundumblick durch die Gegend kutschiert worden, haben vieles gesehen, wurden bei Besichtigungen der vorgezeichneten Sehenswürdigkeiten geführt und beschützt - die Fremdenführer sind gleichzeitig bodyguards - haben in für Touristen neu erbauten Hotels internationaler Klasse gegessen und geschlafen - rundum protectet – und trotzdem sind wir erschrocken über das, was wir am Rande mitbekommen haben. Nochmals Indira Gandhi:

Indien, das ist nicht das Land, Indien, das sind die Menschen.

Die Menschen machen uns erschrocken, wen nicht gar Angst.

Jaisalmer-Jodhpur 11.03.

KUNSTOBJEKTE

Möglichst leichte glatte Türblätter mit Bohrungen versehen ( Zum Quellspritzen).
Mit einem nassen getränkten Gipstuch großzügig einhüllen.

- Einspritzen der Aufschäummasse
- Oberfläche des Tuches formt sich nach den Druckverhältnissen.
- Dicke leicht bewehrte Gipsschicht auf durchbohrte Platte aufbringen und trocknen lassen
- Durch Einspritzlöcher Ausschäummasse mit erhöhtem Druck einbringen, so dass die Gipsschicht reißt ( Das Tuch darf nicht als stake Bewehrung wirken )
- Nach dem Bruch durch Druck Einschlemmen der Oberfläche mit Gipsmilch ( Heilung! )

Türen im Kampf mit aller Gewalt zerschlagen, dass Spitzen in die Luft ragen, Böden einbrechen, Rahmen zerbersten, ein Bild des Sieges und des Verlierers, sinnloser Kampf mit einem leichten in heilendem Gips getränkten Tuch einhüllen das Tuch senkt sich durch die Schwerkraft langsam auf die Wunden du bist nur das Medium und lenkst den einsetzenden Heilungsprozess.Das Tuch legt sich über die Wunden, entschärft die Spitzen und füllt die Brüche mit sanfter heilender Kraft...

Jaisalmer 09.03.

Reise 2008 -Abenteuer Indien
Reise 2008 -Abenteuer Indien
Reise 2008 -Abenteuer Indien
Reise 2008 -Abenteuer Indien
Reise 2008 -Abenteuer Indien
Reise 2008 -Abenteuer Indien
Reise 2008 -Abenteuer Indien
Reise 2008 -Abenteuer Indien

ABENTEUER INDIEN

Das Abendteuer Indien ist ausgeblieben , oder es hat sich anders entwickelt, als erwartet. Die Fahrt mit dem Jeep in die Wüste – mit Erwartungen belastet – war eine harte Konfrontation mit der Wirklichkeit . Kein Fünkchen Romantik wollte aufglimmen, keine Märchenstimmung trotz aller Bemühungen, sich zu suggerieren, wie wunderbar diese
fremdländische Landschaft ist, wollte sich einstellen. Wir wurden auf der Fahrt im Jeep mit dem Blick durch die zerschlagene Frontscheibe über Schlaglöcher der Armeestraße richtig wachgerüttelt.

Wir hielten vor einem kleinen Dorf: Vereinzelte, kleine, eng zusammengerückte Gebäudegruppen im Geröll der Wüste, weit verstreut, umgeben von Feldern , die durch Kratzen im angewehten Boden der Wüste abgerungen sind. Die Hüten und Häuser mit Gestrüpp und Stroh eingedeckt. Überall sind Steinquader abgekippt- wahrscheinlich ein Förderprogramm der Regierung für Anwohner dieser Touristenwüstenstraße in Richtung Sanddünen.

Nach Abwehr aller Versuche, uns auf ein Kamel zu setzen- die Abwehr hatte erst nach mehrmaligem Einsatz aller Stimmgewalt Erfolg – starteten wir den Versuch, auf unseren vier Beinen eine Düne zu erklimmen. Die Bewegung nahm uns die Beklemmung und es begann Spaß zu machen. Es näherten sich wieder Kameltreiber in Kampfformation, die wir wieder erfolgreich abwehren konnten, streikten aber angesichts der Horde Jugendlicher, die aus der das staatliche Camp für Backpacker umlagernden Siedlung sich auf uns stürzen wollten. Wir flohen den Hang runter zum rettenden Jeep.

Indira Gandhi hat den von mit so oft zitierten Ausspruch getan: Indien, das ist nicht das Land, Indien, das sind die Menschen ! So hatte ich es noch nie gesehen und verstanden. Man flieht diese Menschen in ihrer Aufdringlichkeit, der man nicht gewachsen ist. Man weiß es nicht, wie man sich anders verhalten kann, ohne dass es über alle Maßen peinlich und für beide Seiten unangenehm wird.
Auf eigenen Wunsch viel zu früh zurück im Hotel- lange Duschen- in Ruhe Tee trinken- auf alle weiteren Sightseeing-Programme verzichten ---

Wir wissen jetzt , warum diese modernen Touristenhotels „ Fort“ heißen. Sie sind Fluchtburgen für Touristen wie uns, die eigentlich auf der Flucht vor dem Tourismus sind.

Es hat den Anschein und man spürt es bei jeder Begegnung: Alle Probleme sind ungelöst !

Es gibt kein Agreement zwischen Touristen und Indern. ES gibt nur eine Art Korruption indischer Prägung, Bestechung von Unten nach Oben, im Kleinsten bis hin zum großen Maßstab. Besteche schon die bettelnden Kinder und sie werden dich nicht mit Steinen beschmeißen, gib viel Bakschisch und du wirst nicht attackiert , gehe mit dem Fremdenführer zu den von ihm empfohlenen Straßenhändlern und er wird weiterhin lächeln und den nächsten deal vorbereiten.

Spielst du das Spiel der kleinen Korruption nicht mit, ist das
Spiel für dich aus, du bist raus und musst fürchten, attakkiert zu werden.

„Indien, das sind die Menschen“ So verstanden, wird es sehr schwer werden, sich zu einer Gesellschaft zu formen. Kasten heißt.: Dabei-Sein oder Draußen- Sein.

Alle , die Draußen sind, stehen nicht nur auf der Strasse, sie liegen am Rande der Straße im Müll und Dreck , sie sind raus aus dem Spiel. Was bedeuten Religionen ,was bedeutet Demokratie in einer solchen Ansammlung von über
einer Milliarde Menschen in einem immer wieder durch Almosen beschworenen aber nie praktizierten Gemeinsinn?

Man ist fasziniert vom Jainismus und bewundert die Kunst seiner Tempel- und findet nichts in der harten Realität der offensichtlich korrupten Realität wieder.

Korruption gehört halt dazu! Was soll das heißen? Akzeptanz ? Nur, um in Ruhe gelassen zu werden? Wir gehören einfach hier nicht hin!

Jaisalmer 08.03.

Reise 2008 - Kein Souvenir
Reise 2008 - Kein Souvenir
Reise 2008 - Kein Souvenir

KEIN SOUVENIR

Wie gerne würden wir nach einmal durch das Ford schlendern und den zweiten Jaintempel ganz in Ruhe anschauen, dem Treiben in den Basars zuschauen und an Andenken kaufen,
und hoch oben vom Ford in die endlose Wüste schauen, aber die Vorstellung, wieder den Schleppern und den Straßenhändlern ausgeliefert zu sein, schreckt uns ab.

Unser junge, sehr aufgeweckte Fremdenführer hat uns sehr kompetent und freundlich den Jaintempel erläutert, und uns die Havelis gezeigt. Als er aber mitbekam, dass wir nicht gewillt waren, etwas bei den von ihm empfohlenen Händlern zu kaufen, hat er die Führung schnell und lustlos zu Ende gebracht.

Mit einem guten Trinkgeld wollten wir ihm klar machen, dass er gutes Geld auch auf ehrliche Weise mit den Touristen verdienen kann. War das für ihn überhaupt verständlich oder nur wieder eine dumme Geste? Man hat es ihm nicht anmerken können, er verzog keine Miene.

Mit welcher Ungerührtheit hatte er vom Opiumhandel in den Kellergeschossen der Havelis mit der gleichzeitigen Bewunderung des Reichtums der sogenannten Händler berichtet und uns empfohlen, eine alte Opiumpfeife als Andenken in dem Krempelladen zu erstehen.

Mit welchem Stolz erzählte er von den Maximen des Jainismus und wollte anschließend mit dem gleichen Stolz in Kumpanei mit den windigen Straßenhändlern Touristen betrügen.

Touristen sind etwas anderes? Ungläubige ? Gehören keiner Kaste an? Sind Freiwild, das zu erledigen Stolz macht? Man kann das nur sprachlos zur Kenntnis nehmen, zu verstehen ist es nicht, es sei denn, man nennt es Korruption. Naivität ist es nicht, es ist wohl indisch!

Reise 2008 - Kein Souvenir
Reise 2008 - Kein Souvenir
Reise 2008 - Kein Souvenir

Osian – Jaisalmer 06.03.

Reise 2008 - Osian – Jaisalmer
Reise 2008 - Osian – Jaisalmer
Reise 2008 - Kein Souvenir
Reise 2008 - Kein Souvenir

Osian – Jaisalmer

Eine Überraschung auf dem Wege nach Jaisalmer. Eine Gruppe von Hindu-Tempeln, die sich über den kleinen lebendigen Ort massig erhebt. Ein Haupttempel umringt von drei kleineren Tempeln, deren herrliche Figurengruppen bis auf das 8. Jahrhundert zurückgehen .Das ganz besondere: Ein selbsternannter Führer, gut ausgebildet und bemüht darum, dass wir alles
verstehen, ein junger engagierter Mann. Es war ein herrlicher Tag ohne Bedrängnis. Ein Genuss in Kunst und Mensch.

Reise 2008 - Kein Souvenir
Reise 2008 - Kein Souvenir
Reise 2008 - Osian – Jaisalmer
Reise 2008 - Osian – Jaisalmer

Khimsar Ford 05.03.

Reise 2008 -Handel und Service
Reise 2008 - Handel und Service
Reise 2008 - Handel und Service

HANDEL UND SERVICE

In dieser kleinen Boutique im Hotelkomplex, deren Modeschöpferin in dem Örtchen am Ford nähen lässt, war es eine helle Freude, etwas Passendes auszusuchen und es zu erstehen.

Die Mode ist Indisch- international, der Umgang international zurückhaltend und freundlich. Die Ware ist fest ausgepreist, so bleibt der Geldverkehr beim Kauf anonym .Es ist eine Befreiung vom indischen üblichen unangenehm aufdringlichen Handeln.

Der Preis richtet sich nach dem eingeschätzten Wert der Qualität der Ware und steht damit nach den üblichen Rahmenbedingungen des Handels fest und wird nicht abhängig gemacht von der Einschätzung des Käufers durch den Verkäufer, was zu diesem persönlich auf den

Pelz rücken führt. Ich hasse diese persönliche Auseinandersetzung beim Kauf einer Ware, ich finde es unangenehm aufdringlich und völlig unangebracht.

Der Preis hängt an der Ware, nicht an der Person! Service: Wer ist für wen da? Natürlich ist der Tourist hier, um den Service in Anspruch zu nehmen und dafür zu zahlen, dass er Handreichungen nicht selber machen kann oder will. Sonst möchte er nichts vom Service hören und sehen. Nicht so der Service in Indien!

Der Service ist aufdringlich, nimmt mit dir Kontakt auf, möchte mit dir ins Gespräch kommen: “ Where are you from? What`s your name? What`s your profession?“
Das soll wohl höflich sein, ist aber äußerst lästig.Nach langem Suchen hast Du in der Hotelanlage eine Hängematte in einem stillen Eckchen. Hinter dem Swimmingpool entdeckt und lässt dich selig fallen, da beginnt der Service mit vier Leuten den Pool sauber zu machen, die vier unterhalten sich ungeniert laut quer über die Anlage. Du fliehst wieder in dein Hotelzimmer und hoffst, dass das Telephon schweigt. Dann setzt du dich nach vorsichtiger Inspektion der Sachlage in den Innenhof. Das Reinigungspersonal ist schon abgerückt. Du liest. Du bist ganz allein, kein Tourist, alle sind am Morgen abgereist. Da stellt sich der Oberauseher mit dem Stöckchen neben deinen Tisch und beginnt lauthals zu telephonieren, völlig ungeniert, abgebrüht. Du deutest an, dass du liest, er beachtet dich überhaupt nicht, er ignoriert dich, und telephoniert ca. zwanzig Minuten. Du fliehst wieder in dein Hotelzimmer, über das du noch die Hoheit hast, schließt hinter dir fest die Tür zu und hoffst wieder dass das Telephon nicht klingelt.

Wenn ich jemals wieder das Hotelzimmer verlasse, hänge ich mir das Schild :
„ Please do not disturb” um. Aber kann der Service lesen?

Bikaner 03.03.

Reise 2008 - Hochdekoriert
Reise 2008 - Hochdekoriert
Reise 2008 - Hochdekoriert
Reise 2008 - Hochdekoriert

HOCHDEKORIERT

Man betritt das Hotel , von einem Portier in Maharadscha –Uniform mit einem Maharadscha–Turmaufbau auf dem Kopf und vor allem, mit einem ungeheuren Zwirbelschnurrbart nach Maharadscha –Art mit offenen und leeren Händen empfangen . In der Lobby und in allen Gängen dieses zu einem Hotel umgebauten Palastes sind die Wände vollgehängt mit Erinnerungsbildern der Maharadschafamilie : Photos der Vorfahren mit Lord Mountbatton und Gattin auf dem Kamel, der Maharadscha kurz vor der ärztlichen Verordnung , mindestens 30 Kilo abzunehmen und sei es beim Polospiel , stolz aufrecht seinen mit Orden überladenen Bauch vorstreckend, daneben: Treffen der Großen dieser Welt in Bikaner, seinem riesigen mit reicher Ausstattung überladenen Palast am Rande der Wüste.
Nicht nur die Brust, nicht nur die Kemenaten der Maharanis, nicht nur die Audienthallen sind überladen mit überreichem Dekor. Alles liegt hier unter Dekor. Malereien , nur mit einem
einzigen Haar des Pinsels gemalt, Intarsien ,mit Pinzetten gesetzt, Marmorschleier, mit dem Skalpell herausgeschnitzt , durchsichtig wie Seidenschals. Alles ist von einer hohen, handwerklichen Qualität, die im Dekor versinkt, Alles ist kunstvoll aber Kunst ist hier Kunstfertigkeit.

Auch in den älteren Palästen auf dem Ford der Stadt werden stolz Malereien Meter für Meter den Wänden entlang, Quadratmeter für Quadratmeter unter den Decken gezeigt, ein wunderschönes prachtvolles Dekor im Stil des 19.Jahrhunderts.Europa lässt grüßen mit Kacheln aus Holland, Glas aus Murano, und allem Trödel, den es zu erstehen gab.

Wo leben die Maharadschas heute? Hier und Da , und das heißt : in erster Linie: Nicht hier Mal in Jaipur, mal in Delhi , ein Teil, wahrscheinlich der jüngere lebt in London und der Übrigen westlichen Welt. Für diese indische Welt sind sie nur noch Dekor, Flair des unendlichen Reichtums vergangener Zeiten, märchenhaft verbrämt für den geldbringenden Tourismus,
und der braucht diesen Dekor. Wie der Tenniszirkus, der Golfzirkus floriert der Tourismuszirkus und die Maharadschas liefern mit ihren Geschichten , Palästen und ihrem Flair das erforderliche Dekor – und mit ihren Hotels – drei Hotels soll dieser Maharadscha allein in Rajasthan besitzen – liefern sie die notwendige Logistik, und vermehren ihren Reichtum aufs Neue. Und alle anderen leben vom Bakschisch der Maharadschas und der

Touristen. Und das Ganze insgesamt nennt man dann globalisierte Welt, oder so! In Singapore glaubte ich etwas von der Neuorganisation der modernen Welt begriffen zu
haben und wollte mich in dieser modernen Welt gleich einrichten. Hier ist mir das gerade errungene Verständnis wieder abhanden gekommen und fühle mich nur noch übervorteilt, von
der Situation, der Geschichte der Maharadschas, den Moguls, allen Menschen , die ständig etwas von mir wollen, und den Menschen, die mir aus ihrer Armut die Hände entgegenstrecken, und überfordert. Und niemanden interessiert das, vielleicht mich auch bald nicht mehr. Die Fluchtgedanken werden immer drängender.

Reise 2008 - Hochdekoriert
Reise 2008 - Hochdekoriert

Wandawa 01.03.

Reise 2008 - Haveli
Reise 2008 - Haveli
Reise 2008 - Haveli
Reise 2008 - Haveli
Reise 2008 - Haveli
Reise 2008 - Haveli
Reise 2008 - Haveli

HAVELI

Nachdem wir uns nach der Fahrt durch die schon karge Landschaft, bestanden mit beschnittenen knorrigen Bäumen in einem Ruhestündchen wieder erholt hatten, verließen wir unsere Hotelfestung und machten einen Spaziergang durch die Hauptgasse des kleinen Städtchens , wollten die Fassaden der Havelis anschauen, die wir schon von der Dachterrasse gesehen hatten. Sofort , nachdem wir das bewachte Tor durchschritten hatten, sprach uns ein kleiner Junge in einem Mischmasch aus allen europäischen Sprachen an und wollte uns in eines der finsteren Ladenlöcher am Rande der Strasse locken. Wir ignorierten ihm, wurden ihn aber nicht los. Wir suchten die Havelis, fanden aber nur Ruinen, abbröckelnde Balkone Löcher ohne Fenster oder Türen. In allen Löchern des Erdgeschosses saßen Handwerker, die nähte, schmiedeten, schnitzten oder irgendetwas kochten oder zubereiteten, und boten uns Stoffe, Schuhe und Touristenklimbim an, aus dem Müll und dem Dreck der Ruinen, ein gespenstisches Theater. Die alten Männer lagen apathisch in den Ecken, junge Männer
spukten vor uns auf die Strasse, vor die Füße der Ungläubigen. Abgemagerte Frauen in farbigen Saris schritten uns entgegen. Kleine Esel zogen breite Wagen .Kühe standen im Wege und kauten irgendetwas wieder, was sie im Müll gefunden hatten.

Wir drehten bald wieder Richtung Hotelfestung um und beschleunigten unsere Schritte, wir waren auf der Flucht.

Wir haben hier nichts zu suchen! Hier sind wir Touristen, die zum Ausnehmen da sind, keine willkommenen Gäste .Den Abend verbrachten wir an der Wasserspiegelfläche vor dem

gerade sanierten Sahnetörtchen – Palast. Es kehrte wieder Frieden ein. Es hat sich nichts geändert: So abgeschieden vom Volk, das sie bis auf die Armut ausgebeutet hatten, lebten auch die Moguls, die Maharadschas , die reichen Herrscher in ihren bewachten Palästen, die heute Hotels geworden sind. Wahrscheinlich leben sie heute noch zurückgezogener und lassen sich ihr schönes Leben von den Touristen bezahlen.

Viel geändert hat sich nichts. Aber so klingt die Geschichte gerechter! Und heute morgen haben wir gesehen, was der Tourismus in Wandawa bewirkt hat. Auf einem Rundgang hat uns der Führer die sanierten Havelis jenseits der Hauptgasse und die Havelis in der Sanierung gezeigt, und es sind viele, und die Arbeiten werden von einheimischen Handwerkern und Künstlern ausgeführt. Es gibt eine Kunstschule in Wandawa! Und was wir als Ergebnis gesehen haben ist beste Restaurationsarbeit, dank des Tourismus. Der Tourismus hat auch gute Seiten und den Maharadschas, die noch in dem

Castel leben, sei ihr schönes Leben gegönnt, wenn mit ihnen auch wieder eine Stadt entsteht, wenn auch vorerst nur für Touristen. Irgendwann werden die Einwohner auch etwas davon haben und nicht nur auf Touristen spucken, auch wenn sie Ungläubige sind.
Vielleicht wird aus dieser Stadt eine neue Karawanserei für durchziehende Touristen und gewinnt damit seine ursprüngliche Internationalität wieder vielleicht findet dieses 20 000 Einwohnerstädtchen wieder den Anschluss an die globalisierte Welt.

Reise 2008 - Haveli
Reise 2008 - Haveli
Reise 2008 - Haveli
Reise 2008 - Haveli

Wandawa 01.03.

TRAUM VOR HAVELI

Heute Nacht hatte ich mich mit Jan verabredet. Ich stand vor einem Haveli, einem Palast mit Kuppelchen auf Schirmchen über Türmchen, vielfach geschwungenen Bögen, ganz neu renoviert, insgesamt eine wunder schöne Baisertorte. Ich stand geblendet davor in einem bezaubernd angelegten Garten , war fasziniert von einem in Form einer Lederjacke mit Kastanien ausgelegten Beet .Ich sank ganz tief in dieses Rot-Braun mit den schwarzen Schatten. Ali war in Arabien war und sie wollten dort Immobiliengeschäfte machen.

Ich fand das sehr gut, dass Jan mit Ali nicht nur die persönliche Freundschaft, sondern auch das Geschäft teilen wollte. Jan war sehr korrekt angezogen, buisiness like , benahm sich bewusst zurückhaltend englisch, wie immer.

Im Hinterkopf spekulierte ich ständig, dass der ganze Himmel voll hängt mit diesen kleinen, im Takt schlagenden Helikoptern, die auf und ab und hin und her wuselten wie ein Heuschreckenschwarm.....

Jans Gesicht verblasste allmählich, ich hörte ihn sprechen, verstand seine Worte aber nicht mehr. Der Traum löste sich auf.

Jaipur 28.02.

HASS IN DEN AUGEN

Vielleicht ist es nur Einbildung oder Bestätigung von Vorurteilen , aber ich glaube in den Augen lesen zu können. Heute habe ich etwas in fremden Augen gelesen, was mich erschrocken hat, ein einziges Wort : Hass!

Warum sollte der junge Mann am Steuer eines Jeeps, der mir den Weg über den Zebrastreifen am Hauptstrassenkreuz in der Altstadt abschnitt, etwas gegen mich haben außer dass er mir meine rechtliche Vorfahrt neidet?

Ich schaute ihm durch das Seitenfenster vor mir direkt in die Augen- ich gebe zu, ich war wütend, und er wird die Wut in meinen Augen gesehen haben- als ich über die Strasse ging und er aggressiv Gas gab, um vor mir den Zebrastreifen zu kreuzen. Aus dieser Situation kann
kein Hass entstehen, der muss tiefer gegründet sein.

Fragen wir anders: Warum sollte er uns nicht hassen? Wir, die Touristen sind über sein Leben in Armut gekommen , mit unserem Geld und unseren Ansprüchen an ihn. Er erhoffte sich irgendetwas, was wir nicht kennen und nicht verstehen würden, aber es wird im Endeffekt eine Menge Geld gewesen sein, die er nicht , wie erhofft hatte ohne Gegenleistung erhalten hat.

Sein Schluss: Die Touristen sind zwar reich, aber nicht freigebig, sondern verlangen etwas Adäquates auch von ihm. Sie sind Ungläubige, die zu verachten sind. Sie benehmen sich aber frei und ungebunden, wollen nur nicht belästigt werden, z.B. bei der Entscheidung einzukaufen oder nicht ,sie wollen ungestört allein entscheiden , auch über das, was von ihm für Geld erwartet wird. Er wird aus dieser von ihm nicht akzeptierten Situation in seinem Sinne das Beste machen und herausholen, was herauszuholen ist, er wird um jede Rupie feilschen , um jeden Bakschisch ringen und notfalls betrügen.

Und aus dieser Situation erwächst der Hass. Und dieser Hass stand in seinen Augen. Er hätte mich wahrscheinlich angefahren, wenn ich nicht zurückgesprungen wäre. Datar , unser Fahrer, hat uns nach der Besichtigung der Altstadt in einer großen Schleife durch die Neustadt an den Ministerien, der Universität, den Privatpalästen ,dem Golfplatz und dem Poloplatz hinter hohen Mauern versteckt oder hinter massiven Zäunen gesichert vorbei gefahren.

In einer der Hauptachsen der Stadt steht ein neuer Tempel aus reinem weißen Marmor allein für den Maharadscha gebaut. Nur die Familie des Maharadschas darf diesen Tempel betreten.

Der Maharadscha hat statt eines Architekten einen Konditor als Baumeister engagiert, den Ecktürmchen Sahnehäubchen aufgesetzt und die Kuppel aus Zuckerguss etwas zu tief auf die Torte gedrückt.

Was bewirkt eine solche Demonstration des Reichtums in den Augen des jungen Jeep-Fahrers, der wahrscheinlich nur Touristen auf der Sightseeing-Route chauffiert?

Was, wenn dieser Hass der Geknechteten und den Touristen Vorgeführten der Altstadt, in dieser Masse von Müll, ausbricht?

Zwar liegt eine große Polizeistation an der Kreuzung der Hauptstrassen, aber reicht diese Demonstration der Macht zur Einschüchterung?

Wird die Demokratie eine Änderung der Situation herbeiführen?

Wehe, wenn der Hass in Krieg umgemünzt wird!

Jaipur 28.02.

BERLINER FRECHHEIT

Frechheit hat mich immer eingeschüchtert!

So war es für mich schwer, mich in der Berliner Gesellschaft zu bewegen, immer auf der Hut vor Ignoranz und Aggressivität . Die latente Berliner Aggressivität ist kaum zu erklären.

Sie ist nicht bös` gemeint, soll nur eine gewisse Aufgewecktheit vorzeigen, ist aber weit davon entfernt, das Gegenüber- man ist in Berlin immer ein Gegenüber- zu schützen.

Nachsicht ist unbekannt.

Schonung ist unbekannt

Anerkennung nur mit Meckern!

Jaipur 27.02.

SARI GRINT UND SCHORF

Von Hand zu Fladen geformter Kuhdung, auf dem Boden gegeneinander gestellt oder zu Haufen gestapelt, durch die sengende Sonne in sich aufgekrümmte Schollen aufgebrochenen Lehms, verschmutzte Wasserlachen , in denen sich die mageren Kühe wiederspiegeln, Dreck und Müll, umgewühlt von Nahrung suchenden kleinen schwarzen Schweinen, mit um 90 Grad geknickten Spaten aufgeschlagene Erdklumpen, Rinnsale, die zu Kloaken versumpft sind,
Wellblech, das der Wind von den Dächern abgetragen hat, Blechdosen bis an den Rand der Bordsteinkante gerollt, verstopfte Abflusslöcher, über denen sich der Müll türmt , große Aufbrüche und tiefe, Löcher im Straßenasphalt, - das ist die Erde, die der Mensch achtlos geschunden hat, und auf dieser Erde steht er barfuss auf verschorften Sohlen voller Grint und schaut auf auch von ihm bestellte Felder, auf denen der Wind über das erste sanfte Grün der neuen Saat streicht.
Für Blumen auf dem Felde fehlt das Wasser. Blumen sind die mit leuchtenden Saris umhüllten Frauengestalten, die mit Lasten auf dem Kopf barfuss auf verschorften Sohlen voller Grint über den geschundenen achtlos vernachlässigten Boden der Mutter Erde schreiten-, diese Blumen in der Kleidung ihrer Träume , Träume, die sie über das Elend erheben.

Diese Bilder zeigen die Unwirklichkeit dieser gebrochenen Welt, zeigen dass Irrsinnige, Märchenhafte in einem Elend, aus dem es kein Entrinnen gibt. Die Kleidung macht sie zu Gestalten aus historischen Geschichten von Liebe, Reichtum und Glück. Mit allem Tand wird dieser unwirkliche Lebensfilm erhoben über die harte Realität mit Inbrunst gespielt. Regisseur ist der eigene Wahn vom Leben jenseits der täglichen Not.

Jaipur 27.02.

RAUBZÜGE

Es war schon immer so. Es hat sich nichts geändert, oder doch !

Früher kassierten die Herrscher Jaipurs von den durchziehenden Karawanen, die wertvolle Waren aus Chine über die Seidenstrasse nach Europa schleppten, Zoll oder Tribut, oder wie es sie auch nannten, Raub war es immer.

Heute wird dieser Raub viel eleganter durchgeführt, Man braucht dazu Touristen. Also lädt man hohe Gäste ein, streicht die Fassaden zur Begrüßung Rot an, nennt seine Stadt : Die rote Stadt- eine Einmaligkeit auf der Welt, ein gutes Markenzeichen. Die Stadt wird zum Touristenzentrum. Die kommen in großen Karawanen moderner Zeit und wollen ihr Geld freiwillig loswerden. Man lockt sie mit Schnäppchen und sie beißen, wollen aber die Händler übers Ohr hauen, werden aber, ohne dass sie es wissen wollen, ausgeraubt, Was sie nicht im Freundschaftsladen verlieren, werden sie bei den aggressiven Straßenhändlern los, immer in dem Glauben gelassen, sie hätten ein gutes Geschäft gemacht, und einen guten Raubzug ins Gastgeberland gemacht. Die Händler sind es zufrieden, die Touristen glücklich. So sind Räuber und Beraubte identisch . Das nennt man doch ein gutes Geschäft, gegenseitiger Raub bleibt es allemal.

Es ist nicht ganz einfach auszumachen, welche Logistik für die Händler in Jaipur jetzt effektiver ist, oder war. Die durchziehende Karawane auf dem Wege nach Europa absahnen, oder die touristische Karawane nach Jaipur abzocken. Erfolgreich sind oder waren beide Methoden .

Jaipur 26.02.2008

DUSCHE

Nach der Reise wirft man seine Kleider ab, stellt sich unter die Dusche und wäscht sich Staub und Schweiß mit Seifenschaum vom Körper, und hofft, wieder der alte Mensch, der Mensch vom Morgen des Tages zu werden, frisch ausgeschlafen, durch Träumen die Welt beherrschend, mit Nahrung gestärkt, voller Tatendrang zu sein.
Das Wasser perlt am Körper ab, die bedrückenden Bilder kleben auf der Haut, das Innere ist aufgewühlt, man ist nicht mehr der , der man am Morgen war. Keine Dusche der Welt kann die Veränderung von einem nehmen. Es bleibt eine neue Last, die getragen werden muss.
Es gilt, eine neue Welt zu entdecken, sie, wenn möglich zu erkennen, Scheu und Abscheu zu überwinden und sich den neuen Eindrücken zu öffnen.

Jaipur 26.02

SARI DAS GEWAND

„Christi Gewand war ohne Naht“ Ich weis nicht , wo ich diesen Ausspruch gelesen habe und wer ihn geschrieben hat- er ist mir jahrelang nicht aus dem Kopf gegangen und hat mich immer wieder fasziniert.
Ein Gewand ohne Naht. Das ist etwas Vollkommenes, nicht mehr von Menschenhand Genähtes, es ist ein ohne Vorbestimmung gewebter Stoff, der durch das Umschlingen um den Körpers zu einem Gewand erhoben wird, und den Körper zu einer neuen Gestalt macht.
Indische Frauen stehen in einer verwahrlosten Umgebung , mitten im Müll auf dem vermatschten Boden , erheben sich aus dem Dreck in einem elegant um den Körper geschlungenen Sari ,einem in frohen Farben bedruckten Stoff. Der ausgemergelte Körper wird schlank und aufrecht, die Bewegungen, immer darauf bedacht, dass der Sari nicht den Schmutz berührt, sind vorsichtig und der Kopf ist hoch erhoben , die Traglast
ausballanzierend . Ein perfektes Bild der Schönheit!
Und dieser Sari ist ein Gewand ohne Naht?

Fatehpur Sikri 25.02.2008

Reise 2008 - Die Heilige Kuh
Reise 2008 - Die Heilige Kuh
Reise 2008 - Die Heilige Kuh
Reise 2008 - Die Heilige Kuh

FATEHPUR SIKRI

Ist das Eklektizismus oder Multi-Kulti ?
Im deutschen Sprachgebrauch steht das Wort Eklektizismus für die Architektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts , welche sich auf der Grundlage des Historismus entwickelte.Die einheitliche Stilrichtung wurde verlassen und aus den Stilrichtungen vergangener Epochen ein neuer Cocktail für die architektonische Darstellung gemixt, was schließlich unverdaulich wurde und in wahllosem Kitsch versank, bis die Moderne das alles vom Tisch fegte.

Und was ist hier geschehen?

Der mächtige, reiche Mogul holte, heute würde man sagen, er kaufte sich die besten Architekten und Künstler aus aller Welt , die damals von ihm beherrscht wurde- von China bis Persien – und ließ ihnen freie Hand, nach ihren Ideen gemeinsam einen Palast zu bauen.
Er nannte das Toleranz. Er selbst hatte keinen eigenen Stil. Und was heraus kam :Moslemische Kuppel über chinesischem Dach, hinduistische Details in moslemischer Symmetrie, überlagert von einer Asymmetrie im chinesischen Stil der Gesamtanlage.
Nennt man das Eklektizismus? Ist so etwas verwerflich ? Ist das eine frühe Form von Multi-Kulti ? eine frühe Form einer Globalisierung im kleineren Maßstab?
Wie ist die internationale Moderne einzuordnen? Sie basiert auf der langen Entwicklung eines Jahrhunderts seit dem Bauhaus in Deutschland, zog nach Amerika, wo die Grundlagen zur Hochhausarchitektur geschaffen wurden und findet nun ihre grandiose Verwirklichung in der ganzern modernen Welt.
Sind Begriffe wie Eklektizismus, Multi-Kulti überhaupt noch anwendbar? Sind sie ebenso obsolet wie der verwirrte Begriff einer Postmoderne?


Reise 2008 - Die Heilige Kuh
Reise 2008 - Die Heilige Kuh
Reise 2008 - Die Heilige Kuh
Reise 2008 - Die Heilige Kuh

Jaipur 25.02.2008

GOLDENES DREIECK

Erst auf der stundenlangen Fahrt von Agra nach Jaipur durch die fruchtbare Ebene – alle Felder sind bestellt, soweit das Auge reicht – ist der landwirtschaftliche Reichtum Rajasthans sichtbar geworden. Auf der Fahrt von Delhi nach Agra sind die verheerenden Auswirkungen der riesigen Großstadt auf die Landschaft zu sehen.
In dieses sog Goldenen Dreieck zwischen diesen drei Städten sind nun über Jahrhunderte die raubenden und sengenden Horden unter heute als Feldherren gepriesenen Anführern eingebrochen und haben es ausgebeutet. Man kann diese Geschichten über Einfällen von Ariern, Hunnen und , Persern , Türken, baktischen Griechen gar nicht ertragen. Sie ähneln sich so sehr, sind nur grausam und handeln von Okkupation, Raub und Mord .Sie werden verherrlicht in Geschichten bei Führungen durch die Paläste und voller Stolz zeigen Inder die hypertrophen Bauten der Moguls , doch wohl ihrer Unterdrücker, der Ausbeuter ihres fruchtbaren Landes. Aber so wird Geschichte überall geschrieben.
Wir stehen als Touristen, als Freizeitenthusiasten in den architektonisch faszinierenden , in der Ausstattung unvorstellbar reichen Palästen und sog . heiligen Stätten , die auch nur der
Verherrlichung der Macht galten, fassungslos , ohne jedes Nachempfinden, im Hinterkopf laufen die Endlosbilder der langen Fahrt des Tages .Bilder von Menschen in schönen Kleidern im Müll, verkrochen in einer von Wunden verkrusteten Erde , in Orten, in denen sie vegetieren .Man atmet auf, wenn der Blick diesem Elend ausweichen kann und auf dem gedeihenden Grün der Natur ruhen kann.Man rumpelt durch ständig hupende Autos über eine endlose, scheinbar völlig unorganisierte Baustelle eines späteren Highways und schaut in das Elend an der Strasse. Frauen , in wunderschöne farbige Saris gehüllt, schlagen mit Eisenstangen Löcher in den Boden, oder
tragen aufrecht wie Göttinnen , Kyriatiden des Erechtaions , Baumaterialien auf dem Kopf über die Baustelle. Man möchte den Schutt, den Müll an der Strasse und den unendlichen Dreck um sie herum übersehen. Aber gerade diese Bilder der kranken, verschorften , aufgerissenen und verseuchten Erde bleiben schmerzhaft im Gedächtnis haften. Man kann diese Bilder nicht verstehen, nicht verkraften. Das Hirn blendet immer wieder Filme ein von Orgien in den Palästen, Morden auf den Schlachtfeldern , Intrigengeflüster in dunklen Ecken der überreichen Paläste, die im Glanz ihrer Edelsteine untergegangen sind und deren goldene Dächer eingestürzt sind, - von Menschenhand gebaut, von Menschenhand zerstört.
Und nun nagt die Erosion an den Oberflächen und überdeckt die grausame Geschichte mit der Patina des Vergessens .Heilen durch Vergessen!
Vielleicht ist es so schmerzhaft und führt zu einem grenzenlosen Mitleiden, weil die Geschichte so nahe dem eigenen Leben ist, diesem unbewältigtem Prozess des Aufbauens und Zerstörens, diesem Schicksal, das man mit Sysiphus und Tantalus teilen muss.Papst Benedikt hat in seiner Schlichtheit der Jugend zugerufen:
Ohne Gott geht es nicht!

Indien wird ohne seine Religionen nicht leben können, ohne ganz zu verzweifeln Das arme Teil des indischen Volkes , auch schon in Generationen zu einem Völkergemisch verwachsen, ist wohl immer das Volk der Unterdrückten gewesen. Vielleicht nur, weil sie einen fruchtbaren Boden beackerten und Soldatenheere von Tausenden von Söldnern ernähren konnten und soviel ernteten, dass auch sie selbst überleben konnten, wenn auch in grenzenloser Armut. Sie kamen aus dieser Armut nie heraus, weil auch die eigenen Herrscher die Grausamkeit der Okkupation von den fremden Eindringlingen übernahmen und die Menschen ausbeuteten Alle Gedanken drehen sich um diese Ausbeutung , um diese unfassbare Grausamkeit, die Menschen zu Unberührbaren erklärte , in Kasten einteilte, die undurchdringlich waren, erbarmungslos zum Schicksal erklärte.
Die Gesetze der Demokratie verbieten bei Strafe die Diskriminierung der Unberührbaren.
Vielleicht ein Hoffnungsschimmer. Die Würde des Menschen ist unantastbar, steht in unserem Gesetzbuch.

Jaipur 25.02.2009

TOYOTA UND MONADE

Vielleicht hat Leibniz , der ja sehr viel gereist ist, als er aus dem kleinen Seitenfenster blickend die Welt an sich vorbeiziehen sah, in der Kutsche die Monade erkannt. Er erkannte die Begrenzung menschlicher Fähigkeit, mit dieser Welt Kontakt aufzunehmen, sah das als Einschränkung der Erkenntnis. Hat er das auch als Wohltat, als einzige Möglichkeit, der vollständigen Verzweiflung zu entgehen, gesehen? Der Toyota, so entwickelt, dass Touristen den weiten Ausblick über den Fahrer hinweg aus diesen sonst hermetisch abgeschlossenen Raum des Autofonds haben, gibt diesen Schutz nicht mehr. Gnadenlos dringen die Bilder von Außen in die Augen und verwirren die Sinne Man versucht, die Augen zu schließen, ist aber der Faszination dieser grausamen Bilder verfallen. Man kann ihnen nicht entgehen .Würde man aus dem Wagen, aus diesem hermetisch abgeschlossenen Raum aussteigen und sich mit in diese Bilder begeben, man würde sich seiner schämen.

Agra 24.02.2008

FREIHEIT DER RASUR

Seit Popper es ausgesprochen hat, wissen wir es: „Leben heißt Probleme lösen“
Das morgendliche Rasieren ist jedes Mal der Versuch, sich die Freiheit des Handelns jeden Tag aufs Neue zu beweisen. Das Rasieren hat den Charakter einer Beschwörung, ist ein Ritus geworden:
Trotz der alles beherrschenden Gewohnheit wirst Du die Klinge heute anders führen, als es nach der gestrigen, vor-gestrigen, vor-vor-gestrigen Rasur zu erwarten wäre.
Es ist ein Irrtum , zu glauben, es gäbe eine perfekte Rasur, die man nur erlernen und einhalten müsste, um das Optimum an Lebensqualität beim Rasieren erreichen zu können. Der Genuss der Rasur liegt nicht in der Perfektion des Vorganges, einer Perfektion, die einen nur zum
Objekt eines irgendwie herbeigezauberten Managements eines Großkonzerns für Rasierschaumherstellung abstempeln würde. Nein! Der Genuss liegt in dem Auskosten der persönlichen Freiheit, die Klinge immer wieder in neuen Bahnen über das Gesicht zu führen,
und die Bartstoppeln auf immer neue Art zu vernichten, sie gegen oder mit dem Strich abzuschneiden und im Schaum untergehen zu lassen, abzuspülen und weg sind sie.
Es ist der morgendliche Ritus, der die Herrschaft über sein eigenes Handeln jeden Tag aufs Neue bestätigt. Popper ins eigene Leben umsetzt.
Die erste Entscheidung ist schon fundamental: Überhaupt rasieren ? Für wen Rasieren ? Ist es nicht viel angemessener, die eigenen Haut heute einmal zu schonen, als sie für irgendeinmal erfundenes Schönheitsideal zu traktieren ?. Es ist bestimmt ungesund, die eigene Haut zu schinden- und dann die Verwundungen, mögen sie noch so klein sein, mit chemisch aufgemotztem Balsam zu beruhigen, verbrämt durch Anrufung der Mitwirkung natürlicher Heilkräuter wie Kamille. Diese erste Entscheidung ist gravierend für die weitere Folge der
Akzeptanz der Notwendigkeit persönlichen Handelns.
Wenn man sich für die Konvention entschieden hat und zum Messer der Selbstverstümmelung gegriffen hat, ist die Frage zu klären: Wie gründlich die Rasur heute ausfallen muss. Wieder die Fragen: Für wen ? Warum ? Zu welchem Anlass ? etc. etc.
Dann die Entscheidung: Rechte Backe zuerst ,dann das Kinn, oder der Hals ? Es kann auch ratsam sein, erst über der Oberlippe zu beginnen ,um damit die Entscheidung über die Kotelettenlänge noch etwas hinaus zu zögern.Man hat jeden Morgen die freie Entscheidung, sein Gesicht neu zu präsentieren.Man kann auch wieder einen Bart stehen lassen und die Diskussion über schicklich oder unschicklich für diesen oder jenen Anlass neu entfachen. Ein Bart kann man sich schon einmal im Urlaub, zu mal wenn die Reise z.B. in den tropischen Urwald führt, stehen lassen., aber zu Verhandlungen über wichtige Projekte könnte es unangebracht sein, könnte sogar das Vertrauen in die eigene Person untergraben. Also eine gravierende schon vom Grundsatz vor jeder Rasur zu klärende Frage!
Es nützt nichts, sich auf Konventionen zu berufen. Das würde ja gerade die eigene Entscheidungsfreiheit in Frage stellen und an den Grundfesten der eigenen Persönlichkeit rütteln. Also muss schon diese erste Entscheidung in vollem Bewusstsein aller überschaubaren Konsequenzen getroffen werden. Schon am frühen Morgen zeigt sich, dass man nicht unbekümmert in den Tag hineinleben kann. Man würde seine Würde verlieren und Sklave von Gewohnheiten werden.
Andererseits spielen aber auch ökonomische Rahmenbedingungen mit in diese Gedankenwelt hinein. Die Rasurblätter , die man in die Gestelle einklemmt, - ungeheuer praktisch in der Anwendung gegenüber einem konventionellen Rasiermesser, das am Ledergurt vorher geschärft werden musste, um nicht größere Verwundungen zu hinterlassen- sind teuer.
Die Industrie schlägt natürlich vor, diese Blätter als Ein-Weg-Ware zu nutzen , d.h. sie schon nach dem ersten Gebrauch weg zu werfen.Aber natürlich sind diese Blätter nicht nach einmaligem Gebrauch abgenutzt, zu mal, wenn man das Bartgesicht vorher gut eingeschäumt hat. Also legt man Sorgfalt an den Tag. Das Gesicht vorher gut einzuseifen, oder es sorgfältig mit der moderneren Rasiercreme
einzubalsamieren , um Klingen zu sparen. Frage vor dem Rasieren. Wie oft habe ich diese Klinge in der Halterung schon benutzt : Frage an das Gedächtnis. Das Gedächtnis fühlt sich mit dieser für die großen Lebenszusammenhänge aus seiner Sicht ebenso unwichtigen Frage wie z.B. :Wo ist meine Brille geblieben? äußerst belästigt und verweigert die Antwort.
Es hilft also nur ein Probezug über den Bart, aber an welcher Stelle? Wenn es zu Verwundungen kommt – und man die Entscheidung in der Hand hat, an welcher Stelle man die Klinge ansetzen soll, wird man die unempfindlichste wählen. Welches ist die unempfindlichste Stelle?
Auch der Ruf: Das Frühstück ist fertig ! löst nicht die Problematik!
Diese muss selbst erkannt und selbst gelöst werden!
Irgendwann, wenn der Kaffeeduft betörend in die Nase steigt, überdeckt das :Ich komme!alle Probleme der Rasur. Schlag auf Schlag werden die Entscheidungen über alle notwendigen Handlungen getroffen , Taten vollbracht und die Rasur in dem Bewusstsein
ausgeführt , Herr über sein Leben zu sein und seine Entscheidungsfreiheit genossen zu haben.
Ein guter Morgen! Der Tag hat gut begonnen. Ich bin Herr der Lage !

Guten Morgen !

Agra 24.02.2008

KLATSCH ZEITUNG

In den Klatschspalten der Tageszeitung wird mit Stolz in Interviews mit Touristenmanagern , Modezaren, Klatschreportern berichtet, welche Großen aus dem internationalen showbusiness im letzten Jahr und ganz große Berühmtheiten auch schon aus den Vorjahren in Ratjasthan waren , shopping bei den berühmten Juwelieren in Jaipur machten, sich Anregungen für eine neue Mode geholt haben, oder sich wie Richard Gere mental inspirieren Ließen . Nach der Zeitung waren alle da.: Mick Jagger , Paul Mc Cartney hat seiner von ihm getrennten Heather ein Juwel geschenkt, dass er bei einem Beatle Trip to India erstanden hatte, Madonna kauft Handycraft für Haus und Heim, Clintons Tochter versteckt sich mit ihrem neuen G´spusi vor den Paparazzi , und so weiter und so weiter......
Nach der Zeitung waren sie alle da, engagierten sich für Kinder wie Jolie und Pat ,oder gegen Aids wie- den Namen habe ich schon wieder vergessen.......Indien ist in! Ein riesiger einheimische Markt ,- über eine Milliarde Menschen-, und eine neue Exotik für den Weltmarkt Mode! Es ist unvorstellbar, was geschieht, wenn nochmals nach China ein Land wie Indien sich für den Weltmarkt öffnet und die Welt und sich bereichert. Multikulturell sind die Inder seit Moguls Zeiten, Kein Problem. Probleme für die Welt ?

Agra 24.02.2008

Reise 2008 - TAJ MAHAL
Reise 2008 - TAJ MAHAL
Reise 2008 - TAJ MAHAL
Reise 2008 - TAJ MAHAL
Reise 2008 - TAJ MAHAL
Reise 2008 - TAJ MAHAL

TAJ MAHAL

Taj Mahal ist unbestritten eines der schönsten Bauwerke der Welt, ein Weltkulturerbe.
Taj Mahal ist ein Märchenbild aus der Architektur , von einem genialen persischen Architekten und unzähligen moslemischen und hinduistischen Künstlern mit zwanzigtausend
arbeitenden Menschen unter Einsatz vieler Tiere auf Geheiß eines übermächtigen unendlich reichen Herrschers gebaut worden!
Um das Taj Mahal ranken sich Geschichten aus tausend und einer Nacht von Tod und Liebe, Grundlage für Hunderte Bollywood- Filme: Der alternde Mogul sitzt, von seinem Sohn gefangen gehalten, im Palast auf dem wahnsinnig befestigten Ford und blickt sehnsüchtig trauernd auf das Grabmal seiner geliebten Frau,
-getrunken hat er nur , um seinen Schmerz zu besänftigen
-Opium geraucht, nur um seine Sinne zu betäuben und das Leid ertragen zu können
-und wenn er bei einer Orgie mit seinen achthundert Konkubinen mit vierundsiebenzig Jahren einem Herzschlag erlegen ist, dann ist das tragisch!
Bollywood Tragik life !

1,2 Millionen Touristen wurden durch das Taj Mahal jährlich geschleust.Wärter mit Trillerpfeifen und Gebrülle treiben die Massen in Schlange an den Sarkophagen vorbei und versuchen, Bakschisch zu erhaschen, wenn jemand gegen das Verbot photographieren will – Alle knipsen heimlich, da es verboten ist : Ein Bild von diesem Märchen im Kasten mit nach Hause mitnehmen – und dann alles vergessen! Es ist faszinierend , den Raumvorstellungen des Architekten nach zu spüren. Das Freistellen der übergroßen Minarette auf vier Ecken eines imaginären Kubus , der das achteckige Gebäude des Grabmales geometrisch einhüllt und es in einen anderen , ihm nur eigenen Raum entrückt, ist eine geniale Raumvorstellung.
Die Wahl des translucenten indischen Marmors als Baumaterial für das Grabmal im Kontrast zum roten Sandstein der den Garten einfassenden Gebäude, ist eine weitere geniale Idee, die das Märchenhafte, Entrückte bewirkt.
Die Natur spielt bei diesem Schauspiel mit einem ständigen, das Licht brechende Sfumato mit und verschleiert das Grabmal wie ein wunderschönes Frauengesicht, das mit Gold und Edelsteinen überhäuft ist.
Man kann sich die ursprüngliche Pracht der Ausstattung , die unglaublich reichen Intarsien aus Halbedelsteinen aus aller Welt kaum ausmalen. Vielleicht wäre es auch in der Maßlosigkeit abstoßend- Edelsteine in der Vermassung.
Die alles beherrschende Symmetrie ist das Ordnungsschema , konsequente Grundlage aller Anordnungen bis in das kleinste Detail. Macht verbrämt in Herrlichkeit und dem Glanz einer zauberhaften Märchenwelt.

Reise 2008 - TAJ MAHAL
Reise 2008 - TAJ MAHAL
Reise 2008 - TAJ MAHAL
Reise 2008 - TAJ MAHAL

Agra 24.02.2008

TOURISTENHOTELS

Touristenhotels sind ausländische Festungen, von denen die touristischen Zentren angegriffen, eingenommen und okkupiert werden. nur, dass nicht geschossen wird. Der Sieg wird mit dem Eintritt erkauft und jede weitere Tür öffnet sich ohne zu Quietschen, wen man sie ölt. So gleicht der Tourist den Moguls. Die Heerstärke ist die gleiche- nur, dass das Touristenheer Geld verliert und die Moguls es genommen haben!