2008

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Delhi 23.02.2008

Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi
Reise 2008 - Delhi

DELHI

Singapore hat keine Vergangenheit über Jahrhunderte hinweg. Es lebt der Gegenwart im Glauben an die Zukunft. Delhi ist zerfallen in einzelne Geschichtsebenen, die weit in die
Geschichte greifen , in eine chaotische Geschichte von Okkupation , Aufstand , Mord und einer beeindruckenden Hinterlassenschaft an prächtiger Architektur , Architektur der Macht und des Glaubens. Diese Perlen der Vergangenheit , verstreut über das ganze Territorium, dass sich über die Fläche von sieben Gründungsstädten erstreckt , sind für den Tourismus
herausgeputzt und werden mit ausgeschmückten Geschichten aus Bollywood als Delhi präsentiert . Es sind Ufos der Vergangenheit, von denen behauptet wird: Das ist unsere Stadt!
Man schaut von dem hohen Plateau der Mosche auf eine chaotisch verwurstelte Altstadt, und es heißt: Das ist auch unsere Stadt ! Alt Delhi und es werden Geschichten als Geschichte erzählt. Man wird durch Prachtstraßen , breite Alleen , an denen hinter hohen Mauern die Botschaften der modernen Diplomatie liegen ,Neu Delhi, und man erfährt von einer Demokratie für über eine Milliarde Menschen, die funktioniert- 60 Prozent Wahlbeteiligung in einer Bevölkerung, in der 40 Prozent unter der Armutsgrenze leben müssen.
Was ist Delhi ? Wo leben die dreizehn Millionen Einwohner ?

Wir haben Delhi nicht kennen gelernt. Wir kennen die touristischen Rundgänge durch Teilgebiete auch durch die Altstadt, kennen den Lodi Park mit seinen gepflegten Grünflächen und die restaurierten Altertümer und die Prachtgebäude der Macht, welche die Engländer hinterlassen haben, und die dem Touristen nun als indisches Delhi geboten werden. Die besonders gewünschte Fahrt um den in jedem Stadtplan durch seine Überdimensionierung im Grundriss erkennbaren runden Platz zeigte heruntergekommene Säulenarchitektur und der gezeigte Freundschaftsladen für Ausländer erinnerte an das China der 80-er Jahre.
Abends sitzen wir im Hotelgarten und genießen einen Frucht-Cocktail . Nach Sonnenuntergang wird die bengalische Beleuchtung- hohe Palmenstämme in Silberblau, viereckige Blumenkübel in Blass-Rosa, unter weißen Sonnenschirmen Kerzenlicht – in Szene gesetzt. Na Bitte! Wir waren mit einem Dreh in aller Welt, auch in Delhi! In Delhi? Wo ist diese Stadt?

Unser Guide war der Inbegriff eines Fremdenführers , nur fehlte ihm der Enthusiasmus für seine Stadt wie dem hemmungslos seiner Stadt hingegebenen Führer durch Palermo. Selbst für die Maffia fand er harte, gerechte Worte und sprach seine Stadt frei von jeder Schuld..
Unser aufgeweckter Inder , geboren in Delhi , aufgewachsen in einer Professorenfamilie, Studium abgebrochen, Ehe geschieden , absolvierte seinen auf guten Sprachkenntnissen und des Studiums der Geschichte und seinem Interesse am politischen Geschehen es so , als basierenden guten Job , war sehr gewand und höflich, und doch schien es so, als sei es nur ein Übergangsjob für ihn, aus dem er versuchte, das Beste herauszuholen.
Ist das Delhi? Versuchen alle Bewohner nur das Beste für sich aus der Umgebung herauszuholen : Die aufdringlichen Händler in den Basars? Welchen Einfluss haben die Religionen auf das tägliche Leben der Einwohner Delhis ? Welche Bedeutung hat die Politik für die Massen ?
Eine Begebenheit: Verzweiflung!
Unser Guide war ein paar Schritte hinter uns zurückgeblieben . Uns trieb die Neugier immer tiefer in die engen überfüllten Gassen der Altstadt Delhis . Wir saugten die Eindrücke aus den
kleinen tiefen Läden voller Bücher, Stoffen ,Hausrat , mit Talmi herausgeputzten Juwelieren, Friseuren und Massageecken. Es war für uns ein Augenerlebnis ohne jede
Ordnung. Wir drehten uns nach unserem Guide um. Der stand wie angewurzelt in der Menge uns versuchte mit den Armen sich irgendwie von einem Mann zu befreien , der auf den
Knien rutschend die Beine des Guides fest umschlungen hielt und den Kopf an die Knie drückte , um nicht geschlagen zu werden. Ein Verzweifelter, offenbar auch Irrer, der auf diese Weise ein Almosen erzwingen wollte. Zu erst versuchte der Guide, den Irren mit sanften, begütigenden Worten zu beruhigen. Die Umklammerung wurde nur noch fester .Dann versuchte er es, mit Kraft die Arme des Verzweifelten hoch zu biegen und sich zu befreien. Dieser ließ plötzlich los , und warf sich sofort wieder auf die Knie und umklammerte die Beine des Guide erneut. Es entstand ein richtiges Gerangel. Niemand der neugierig gaffenden Umstehenden machte auch nur die geringsten Anstalten, einzugreifen. Mit dieser Situation musste der Guide alleine fertig werden, Auch wir standen abseits und waren ganz verunsichert. So etwas geschah außerhalb unseres Vorstellungsvermögens. Wir konnten auch nichts Ernsthaftes unternehmen, es war absurdes Theater für uns. Das die Verzweiflung jemanden so übermannen kann, war unvorstellbar. Also schoben wir es auf eine Verwirrung .Nach dem Gerangel , dass immer heftiger und ergebnisloser geworden war - Der Verzweifelte sprang auf und warf sich
, um eventuellen Schlägen zu entgehen sofort wieder zu Boden und umfasste die Beine des Guide wieder im Klammergriff. Der Guide gab auf, holte ganz vorsichtig etwas Geld aus seinen Taschen, gab es dem Irren, und dieser ließ winseln los.
Etwas verlegen lächelnd kam der Guide zu uns und sagte beschwichtigend, dass das noch nie vorgekommen sei- und er wird es bereut haben, uns statt mit der Rickschah durch die Altstadt geschleust zu haben, gestattet hat, durch die Altstadt zu gehen um näher der Menge zu sein, diesem nicht zu bändigenden wuselnden Gemisch aus Händlern , Gaffern, träge
Herumlungernden , uafgeregt ihre Karren mit viel Geschrei durch die Menge Schiebenden, hupenden Tuck-Tuck-Fahrern , und den Touristen auf den Rickschahs .
Wie viele Verzweifelte , Irre, Ausgeflippte, mögen von dieser Masse Mensch irgendwohin gezogen werden ? Wie viel Lethargie hat sich auf die Menge in dieser grenzenlosen Armut
durch den ständigen Hunger gelegt ? Wie viel Irrsinn steckt in diesem hektischen Getue mitten auf der Strasse ? Wie viel Illusionen liegen in den Talmischmuckstücken auf den
gestickten Deckchen der Juweliere über dem Dreck und Müll der Straße?
Man steht als Tourist fasziniert hilflos herum und möchte nur nicht berührt werden. Um einen herum sind die Unberührbaren, die ihr Schicksal angenommen haben- seit undenklichen Zeiten- aber wie lange noch ?
Was kann eine Demokratie in einer solch ausweglosen Situation bewirken ?
Jeden, den man auf die Demokratie in Indien anspricht, antwortet immer mit den gleichen Worten : Sie funktioniert mit hoher Wahlbeteiligung. Im Osten des Landes, wo die Armut noch größer sein soll- was unvorstellbar ist- werden die
Kommunisten gewählt mit dem Versprechen, diese Situation mit Gewalt zu ändern. Wie denn? Womit? Wodurch?
Hoffentlich wirkt das Erbe Gandhis , zu dessen schlichtem Grabmahl Schulklassen, Familie für Familie ehrfürchtig wandern. Nirgendwo habe ich mich so hilflos gefühlt wie vor dem Grab Gandhis „ My Live is my Message“ hat er gesagt. So einfach kann die Zusammenfassung eines Lebenswerkes sein ! Meine Bewunderung ist grenzenlos für diesen Mann, dessen ganzes Leben ein Gebet ist, ein Gebet für die Menschen.

Indira Gandhi, die Tochter Nehrus hat gesagt:“ Indien ist nicht das Land, Indien, das sind die

Menschen

Reise 2008 - Die Heilige Kuh
Reise 2008 - Die Heilige Kuh
Reise 2008 - Die Heilige Kuh

Spore-Delhi 19-20.02.2008

SPORE-DELHI

Ausgeschlafen geduscht, gefrühstückt, Geschichten geschrieben, Hemden und Hosen gebügelt, aus dem Fenster auf die neue Kunsthochschule geschaut, langsam sich auf den Weg gemacht .Auf in die Stadt! MRT Haltestelle inspiziert. Eine perfekte Organisation, perfekt geführt. Die Sauberkeit ist wieder beeindruckend. Wir brauchen Morgen früh kein Taxi zum Flughafen zu nehmen. Wir fahren in Singapore mit der U-Bahn.Stadt erleben: Start: Albert Court Richtung Hilton mit Buggi-Funktion. Herrliche Seafood-Nuddle-Soup gegessen, beim Friseur gewesen, Schneiden, Waschen mit Kopfmassage genossen. Dann neue Bibliothek nochmals aufgesucht und öffentlichen Raum photographiert. Hier ist der Fußgänger König, eingebettet in einen sicheren Straßenraum, durch Grün vom
Fahrverkehr getrennt, unter Bäumen mit Blick auf phantastische moderne Architektur geschlendert. Dann Richtung Raffles Hotel .Hier zelebriert die „High Society“ ihren Five-o-Clock Tea auf der Gartenterrasse bei leiser Jazzmusik- gurgelndes Saxophon im Hintergrund .Wir suchen uns ein Apartment !Auf Wiedersehen im nächsten Jahr !

20.02.: Wir waren schon Stunden vor Abflug auf dem Flughafen Changi , suchten in aller Ruhe im Terminal 2 unseren Abflugschalter, besichtigten das neue Terminal 3, aßen nochmals zum Abschied Seafood-Nuddle-Soup ,und versuchten, das Buch Singapore zu schließen. Nicht möglich. Seite um Seite wurden die Geschichten, Eindrücke, Bilder immer wieder umgeblättert. Das Hirn wollte Singapore nicht freigeben. Das Terminal 3 ist eine Perle der Architektur, tief beeindruckend in seiner schlichten, dem Zweck des Gebäudes angepassten Eleganz. Hier wirkt nichts künstlich künstlerisch aufgeputzt. Das ist keine Zirkusarchitektur, kein Schauspiel kühner Konstruktionen. Man fühlt sich in dieser sehr großen, offenen Halle wie im Empfang eines großen Konzerns, auf angenehme Weise zurückhaltend begrüßt. Die Idee zu diesem Gebäude ist einfach und präzise umgesetzt: Drei sichtbare Etagen, in der Tieflage der Empfang, ebenerdig der Abflug, auf der erhöhten, etwas versetzten Etage Restaurants und Service, Läden etc.. Die drei Ebenen durchbrochen durch große Atrien, welche die Ebenen optisch miteinender verbinden, Geländer, Absperrungen, Barrieren aus Glas , mit einem Holzhandlauf markiert. Das Besondere ist das Dach. Auf schlanken Rundstützen, die in edles Furnierholz eingekleidet sind wie eng um den Körper gespannte Seide i n einem warmen rot-braun, liegt sehr hoch ein luftiges, transparentes, wie eine Graphik von Mack, Uecker und Co gestaltetes Dach. Unter eine helle, bis auf große Lichtkuppeln geschlossene Decke ist ein Gespinnst aus Aluminiumelementen senkrecht, schräg geneigt , angewinkelt, wie Spiegelflächen gehängt, welches das Licht aus den Oberlichten bricht und in alle Richtungen in den großen Hallen- Raum reflektiert .Die Leichtigkeit bringt das Lichtspiel. Die Stirnfläche der versetzten dritten Ebene ist mit einer lebenden Pflanzenwand kaschiert. Aus unzähligen Blumentöpfen in mehreren Ebenen gestaffelt, wachsen Schlingpflanzen die transparente Wand hoch, durchbrochen durch Wasserspiele- Wasser läuft über „Wotruba`s“
Der Eindruck eines großen Gartens entsteht und bildet den Ersatz für künstliche, repräsentative Architekturelemente.
Einzig der Übergang in die dritte Ebene der Restaurants wird herausgehoben durch einen großdimensionierten goldenen Lichtkranz, der in seinem goldenen Licht Wärme in die sonst sachlich-kühl gehaltene Empfangshalle bringt. Perfekt ! Überzeugend in der Einfachheit und Klarheit der Idee!
Alle für die Funktion notwendigen Einbauten wie Abfertigungsschalter, Fahrstühle sind als Möbel in den Raum gestellt. Auch einfach und gradlinig im Detail, funktionsgerecht mit sehr viel Freifläche um die Gegenstände herum aufgestellt.
Nie wird eine für Flughäfen übliche Hektik verbreitet. Es liegt eine gedämpfte Stille , eine fast ungewöhnliche Stille im Raum. Durch die scheinbare überdimensionierte Kapazität der Flächen wirken die Massen Mensch , die sich doch darin bewegen, gelassen. Dieses Fughafengebäude hat mit seiner zurückhaltenden, aber anspruchsvollen Architektur ein besonderes Image gestaltet. Und das war offensichtlich die Absicht der Architekten und es zeigt wieder einmal den Gestaltungswillen der Stadtväter , die den Architekten vertrauten. Jetzt nur keine Vergleiche heraufbeschwören.

Gelandet sind wir in einer anderen Welt auf einer Abbruchbaustelle , einem Flughafengebäude . dass mit Notmaßnahmen, mit untergespannten Netzen zum Schutz gegen herunterfallende Deckenteile, gesichert wird. Das Atmen fällt im dicken Smog schwer. Vielleicht ist es auch nur die verschmutzte Luft der Baustelle. Der Flughafen wird neugebaut
Auf mithupenden Autos verstopften vielbahnigen Strassen und etlichen Roundabouts sind wir vor dem Hotel vor gefahren in unserem komfortablen Mietwagen mit Fahrer und sind fürstlich empfangen worden, und nach Erledigung aller Formalitäten mit dem Reisemanager sind wir ins Bett gefallen, nach einem Flug mit einer Stunde Verspätung und komplizierten Passkontrollen in langer Schlange. Wir sind halt nur Immigranten, am Flughafen sind wir noch keine Gäste.
Und dann kommen die Träume. Sie kommen von weit her und sind ganz weit weg.: N. hatte in seiner Zwittersituation zwischen Planungsbüro und Familie irgendwelche Events wie ein Treffen, ein gemeinsames Essen, ein Fest zum anstehenden Weihnachtsfest vorgeschlagen, kann aber über diese Anregungen nicht hinaus. Wir hatten Gäste, junge Gäste, offensichtlich aus Kais Freundeskreis und ältere Paare aus dem Club , keine erkennbaren Gesichter, aber erwartungsvoll im Ausdruck, an den Kamin zu Hause eingeladen. Es wurde diskutiert , angestoßen auf ich weiß nicht mehr was, es wurde gegessen. Aber mir wurde alles zu viel und ich überlegte, ob solche Treffen überhaupt sinnvoll seien ...........

Kuala Lumpur Spore 18.02.2008

BAHNEXPRESS KUALA LUMPUR NACH SPORE

Mit der Bahn von Kuala Lumpur nach Singapore.
Es sollte eine Nostalgie-Reise wie mit dem Orientexpress von Bangkok nach Singapore werden. Wir wollten mittags um 14 Uhr einsteigen und um 21 Uhr in Singapore Hauptbahnhof ankommen. Pünktlich standen wir auf dem neuen großen Bahnhof vor einer Barriere aus dicken Kordeln auf Messingständern , die den Zugang zum Abfahrtsgleis
versperrten. Wir sollten auf das große Ereignis warten. Kurz vor Abfahrt des Zuges erschienen zwei hellblau livrierte Operettenschaffner mit Streifen und Epouletten , Goldschnüre und Orden, wie wir sie in Melakka an der stolzen Brust von Gouverneur und General auf den Photos gesehen hatten, suchten wir vergeblich .Es hätte auch die
musikalische Overture gefehlt Aber die Handlung betraf ja nur uns und die Schaffner der malaysischen Eisenbahn. Nach der großen Geste der Freigabe des Zuganges mit pathetischem Wegrücken der Kordeln, stürzten wir uns mit der Rolltreppe in die Tiefen des Hades der Märchenbahn .Wir rollten unsere Koffer an dem endlosen Express aus alten Zeiten entlang, wuchteten das Gepäck in das Abteil und saßen 1. Klasse in gepolsterten Sesseln und schauten durch drapierte Gardinen auf den leeren Bahnsteig. Der Zug fuhr noch nicht ab. Die zweite, kleinere
Diesellok direkt hinter unserem letzten Waggon brummte zwar mächtig, aber der Gigant aus alter Technik , der den langen Lindwurm sollte, hatte seinen Start-Rhythmus noch nicht gefunden. Eine grüne Fahne wurde geschwenkt und langsam begannen sich die Maschinen zu bewegen in Richtung Singapore.
Der lange Lindwurm wand sich heftig schaukelnd und an den Masten links und rechts Halt suchend, in den alten Schiene quietschend durch die Vorstädte mit den vereinzelten Wohnhochhäusern über den verrosteten Wellblechdächern auf dem aufgewühlten, schmerzhaft verwüsteten Boden. Er fraß sich zwischen endlosen Palmwäldern und
Buschwerk, Reste eines tropischen Urwaldes Hänge hinauf, die man hinter dem bis an die Schiene stehenden Bewuchses nur ahnen konnte , und rollte rüttelnd und schlagend schneller die langen Hänge hinunter.
In großen Abständen bellte es aus einem überschrieenen Lautsprecher über uns- wie wir es aus der Zugreise von Kanton nach Wuhan in den achtziger Jahren her kannten-
Wahrscheinlich etwas über die Strecke und die Stationen. Station war das einige Wort, dass wir erraten konnten .Aber „ Bello“ konnte ja gar nicht sprechen. „Ihr Hund kann ja gar nicht sprechen !“
Der Zug schlich, sich ganz ängstlich vortastend , in eine Bahnhof und blieb lange stehen Er hatte die Verschnaufpause sehr nötig. Nur einige einheimische Fahrgäste stiegen aus und einiger, sehr zur Verwunderung, stiegen auch ein. Der Zug füllte sich bis auf ein Viertel der Sitze.
Dann geschah das Unvermeidliche: Nachdem der Zug ächzend sich gerade wiederaufgerafft hatte, den Bahnhof verlassen hatte und die Spur nach Singapore wieder aufgenommen hatte, versagte der Gigant an der Spitze des Zuges seinen Dienst, und blieb stehen. Das Gerücht flog
durch den ganzen Zug: „ The engine doesn`t run“.
Es waren aber auch zu viele Waggons! Das war eine Zumutung für die alt-verdiente Maschine, die sich ohne Waggons schon so auf den ausgebogenen Schienen vorwärts quälte. Nun war es aus ! Die hintere kleine Diesellok zog den Zug wieder in den Bahnhof zurück . Und da standen wir nun.
Wenn wir vorher beim Einfahren des Zuges in den Bahnhof den hinduistischen Tempel nur kurz mit den Augen streifen konnten, so konnten wir es uns nun überlegen, den Tempel aufzusuchen und ihn richtig zu besichtigen- Wir trauten uns aber nicht !
Niemand sagte etwas. Auch „Bello“ schwieg. Einige Fahrgäste betraten den Bahnsteig, den Türgriff zum Abteil fest in der Hand haltend. Wir fassten uns in Geduld und warteten im Abteil . Die Fahrgäste kramten aus ihren Koffern etwas Essbares und löschten schon vorsorglich ihren Durst. Man wusste ja nicht, was kommen würde- vielleicht gerieten wir jetzt alle in eine Notsituation, eine große Prüfung stand bevor ? Gerade, als die Gedanken ins Abenteuer abglitten, setzte sich der Zug wieder in Bewegung . Der Gigant war genesen, der Lokführer hatte seinen Streik niedergelegt, alles fügte sich wieder im Normalen, zu ganz Gewöhnlichen: nämlich der Reise von Kuala Lumpur nach Singapore.
An den nächsten Bahnhof schlich sich der Zug ganz besonders vorsichtig heran. Er schlug heftig über Weichen. Es zweigten Gleise zu einem parallel liegenden ausrangierten ehemaligen Güterbahnhof ab, erkennbar an den verfallenen Lagerschuppen, dem auf einem verrosteten Stahlgerüst montierten Wassertank für die Dampfloks vergangener Tage. Hier muss ein Umschlagplatz gewesen sein. Für welche Waren ? Was wurde hier angebaut, geerntet oder was aus dem Boden erbeutet ?
Ein gr0ßes grelles Schild weist schon auf dem Bahnhof auf den Golfplatz hin. Was ist da draußen für eine Temperatur ? Ist es so heiß wie am Strand in Pangkor ? Dort hätte man nur in aller Frühe konzentriert spielen können, ohne der Hitzelethargie zu erliegen- oder ist es so kühl, wie in den Cameron-Highlands, wo einem in der Frühe ein Pullover gut tut? An der Kleidung der Menschen, die nichts mit dem Zug zu tun haben, kann man sich eine angenehmen Wärme vorstellen. Die Höhe zwischen den Cameron-Highlands und der Niederung Singapore lässt ein angenehmes Klima erwarten.
Und warum lässt die malaysische Eisenbahngesellschaft uns in einem Eiskeller Bahn fahren ?
Warum machen sie den Zug zu einem Kühlschrank? Alles betteln um etwas mehr Wärme hat nur dazu geführt, dass der Schaffner versprochen hat, die Klimaanlage auf ½ zu stellen. Ober es getan hat, weiß ich nicht. Ich friere nicht mehr in meiner gefütterten Jacke, auf den Knien die Zeitung gelegt und eine Mütze mit großem Schirm auf dem Kopf gegen den eiskalten Wind aus den Düsen an der Decke, die man nicht zustopfen kann. Alles Betteln um Schonung seiner Gesundheit hilft nichts, man muss sich in den Tropen gegen die künstliche Kälte selbst wehren. Man fährt durch die Tropen im Kühlschrank . Das Fleisch bleibt zwar frischer und vergammelt nicht so schnell, vielleicht wird das Altern herausgeschoben, aber man muß mit dem Verlust seiner Gesundheit rechnen. Es wird gehustet, es wird geschnieft, aber niemand – außer unserem Betteln – beschwert sich. Die Malayen sind geduldige Menschen, und wir sind es auch geworden, haben es werden müssen.
Der Zug rollt jetzt schneller, schleift beängstigend an den Schienen, Rad ab, oder runter von den Schienen scheinen die Alternativen !Die Strecke ist Gott-sei-Dank gerade, führt jetzt hinunter in die Ebene des ehemaligen Sumpflandes. Es wird dunkel. Die vorbeiziehenden
erleuchteten Fenster vervielfachen sich, es wird städtischer. Eine große Leuchtreklame kündigt den „ Checkpoint Woodlands“ an, die Grenze zu Singapore ist nahe.
Grenzer durchqueren den Zug, zeichnen in den Pässen die Ausreise aus Malaysia ab.Und dann heißt es aussteigen, mit allem Gepäck. Schnüffelhunde werden durch den Zug geführt, in der Grenzkontrollstele die Pässe mit tiefem Blick in die Augen geprüft, das
Gepäck durchleuchtet, in Stichproben durch Auspacken kontrolliert, gegebenenfalls der Körper abgetastet. Es ist wie auf den Flughäfen. Singapore nimmt die Kontrolle schon an seinen Grenzen sehr ernst. Und das ist beruhigend.Wir dürfen wieder in den Zug einsteigen. Der Lindwurm darf sich seinen Endbahnhof den Highways entlang , an den leuchtenden Hochhäusern vorbei, suchen., den kleinen, etwas
renovierungsbedürftigen ,alten Bahnhof der malaysischen Eisenbahngesellschaft . Er rattert nicht mehr so aufgeregt, tastet sich ganz langsam und vorsichtig an den Schienen entlang und erreicht sein Ziel noch vor Mitternacht mit drei Stunden Verspätung. Die offenen Bahnhofsrestaurants, das heißt die Stühle und Tischchen um das alte
Empfangsgebäude herum voll besetzt, nicht mit Reisenden, offensichtlich mit Malayen, die den Bahnhof aus Heimweh aufsuchen, wie in allen Ländern die Bahnhöfe Endstationen der Sehnsucht sind.. Bahnhöfe bei Nacht!
Am Straßenrand, neben dem abgebrochenen Bürgersteigen, finden wir ein Taxi: Der Taxifahrer weist uns nicht wie die fragenden Fahrgäste vor uns ab, sondern öffnet ohne Auszusteigen per Knopfdruck den Kofferraum , in den wir durch ihn ungestört unsere Koffer hieven können. Er fährt uns wortlos durch die Nacht zum Hotel , öffnet nachdem er das Fahrgeld erhalten hat ohne Auszusteigen den Kofferraum , lässt uns unser Gepäck herausnehmen. Erst als sich vor uns die Automatiktür zum Hotel öffnet, sind wir wieder in Singapore, unserer Stadt.. Die Reise von Kuala Lumpur nach Singapore ist beendet. Wir sine wieder zu Hause in unserer globalisierten Welt

Brinchang - Kuala Lumpur 17.02.2008

RAMBO II

Auf der Busfahrt aus den Highlands nach Kuala Lumpur wurde in den letzten zwei Stunden auf der Autobahn, nachdem Hunderte von Serpentinen abgekurbelt waren, ein Film auf dem Monitor über dem Fahrersitz , gezeigt: Rambo 2. Teil mit Sylvester Stallone!
Gehört hatte ich von diesem Film und Rambo wird oft zitiert. Ich habe mir den ganzen Film angeschaut – draußen zogen kilometerweite Palmenwälder vorbei, ein Kontrastprogramm zu diesem Action-Film grausamster Art.
Bedenkenlos wird gemordet- es gibt nur Gute, wenige und Böse, viele. Und die vielen Bösen werden mit Messern, Maschinengewehren, Granaten, Bomben umgebracht, oder mit der Hand stranguliert- Alles von einem eingeölten Body-Builder höchster Klasse , der kaum etwas sagt, mit dunklen Augen bewegungslos den bösen Worten der Herrschenden zuhört und dann zuschlägt, über alle Vorstelllungen hinaus immer weiter kämpft, dem Guten zuliebe. Dabei wird ein auf unschuldig gespieltes Mädchen von einer Maschinengewehrgarbe von den Bösen niedergemäht und stirbt in seien Armen. Und das ist die Motivation zum großen Mordfinale.
Ein grausamer Film- ich konnte kaum wegsehen- grausam für mich.

Kuala Lumpur 16.02.2008

DIE STADT

Nein! Ich liege nicht im Bett im vierten Geschoss eines zweitklassigen Hotels in Kuala Lumpur, Morgens um fünf Uhr und starre an die Decke. Nein! Ich liege, in schneeweißes Linen eingehüllt , das nach frischer Wäsche riecht, in einem gläsernen Kokon , hermetisch von einer Außenwelt abgeschlossen, die nicht die meine ist, ganz hingegeben der Innenwelt, einer heiteren, in Gedanken herumtobenden Welt, ein Feuerwerk an Leben! Dies ist meine Welt, dem Ich preisgegeben, mein Alter Ego, das eigentliche Leben.
Ich werden mir jetzt einen Tee kochen, Geschmacksrichtung Mango, die neue Entdeckung für Nase und Gaumen, er wird mich aufwecken und wir werden Pläne zur Entdeckung von Kuala Lumpur schmieden.

Kuala Lumpur muss neu erfunden werden. Das Wiedersehen hat den ersten Eindruck verschärft. Es gibt viele Kuala Lumpur. Wir sind in einem anderen Hotel in einem anderen Stadtbezirk an einem der Bahnhöfe abgestiegen. Wir sind ganz woanders , aber wieder mitten in dem Gemisch aus verfallender Altbebauung im ursprünglichen chinesischen Muster einer zweigeschossigen Bebauung entworfen ,nun der Erosion preisgegeben im Schatten der 40 bis 60 – geschossigen Hotel- und Wohnbauten.
Es ist eine große planerische Herausforderung , für die Entwicklung dieser Weltstadt einen Plan u entwerfen, ein neues Ganzes zu denken und zu schaffen, um diesem chaotischen Patchwork ein formales Image zu geben. Reizvoll an dieser Aufgabe wäre, das bestehende Funktionsgeflecht aufzunehmen, zu verstärken und neue Stränge einzuziehen, ohne das bestehende feinnervige Netz zu zerstören.
Dagegen werden die Vorstellungen der Bevölkerung stehen, die derzeit draußen gegen die bestehenden Verhältnisse demonstriert, ohne wahrscheinlich begriffen zu haben, dass es auch ihre Aufgabe ist, das eigene Leben zu meistern und gemeinsam eine neue Stadt zu bauen.
Eine herrliche Aufgabe- aber man muss sie erkennen und annehmen und sich dafür engagieren, oder man versinkt weiter im Müll. Was wird diese Stadt tun? Was werden die Bewohner wollen?

Die Stadt erwacht, der Tee wirkt Ich werde munter, verlasse meinen Kokon und schaue aus dem Fenster:
Zu der aus der geschoßweisen Notbeleuchtung der Treppenhäuser gebildeten Perlenschnur, die senkrecht aufragt wie eine beschwörte Schlange, gesellen sich nach und nach angeknipste Lichter in Wohnungen und Hotelzimmern. Die Hochbahnzüge fahren jetzt öfters. Erste Autos starten unter mir in der alten Gasse. Stimmen hört man nicht. Es ist noch die morgendliche Stille , die niemand wagt, als erster zu durchbrechen. Hier herrscht nicht die Unbefangenheit und Bedenkenlosigkeit eines Italieners in der Früh, der alles daran setzt, als erster gehört zu werden, und zwar von allen, damit beim ersten
Espresso berichtet wird: Giovanni war heute schon früh auf- und dann folgen tausend Erklärungen, warum gerade er es nötig hat, so früh aufzustehen.....
Hier liegt noch der morgendliche Zauber der Stille über der Stadt.

Ich weis Das wird sich bald ändern!

Kuala Lumpur, 17.02. HAUPTBAHNHOF
Die verkehrsgerechte Stadt, fahrverkehrsgerecht, hat ihre Extremlösung im neuen Hauptbahnhofkomplex gefunden. Ein großes überbautes Rechteck , in mehreren Etagen Gleise, Umfahrten für Busse, Taxen und Vorfahrten für An- und Abfahrten.
Seitlich neben der eigentlichen Bahnhofshalle, mit Stahlgitterkonstruktionen abgedeckt, zwei Hochhäuser auf eine 6 bis 8- geschossigen Parkierung aufgesetzt.
Der Fußgänger wird an einer Vorfahrt abgesetzt, geht in eine viel zu kleine Lobby und verschwindet in den Fahrstühlen. Keine Repräsentation des Hotels.Will man als Fußgänger diese riesigen Hallenflächen mit Umfahrten verlassen und als Fußgänger Richtung des Museums, das man in ca. 100 Metern im Blick hat , gehen,kommt man nur auf einer schmalen einläufigen Treppe auf das Erdniveau und findet über einen Fußgängersteig über einen großen Parkplatz Anschluss an eine alte Strasse, die man an einer Ampel nach langem Warten überqueren kann .Entlang dieser alten Strasse , die sich bald in Autobahnanschlüssen, Tunneln und Brücken verheddert, suchten wir die Eisenbahnen und Hochbahnen zu überqueren und brauchten fast eine Stunde Fußmarsch auf Notsteigen am Rande der Fahrstreifen , um das Geschlinge aus Bahnen in mehreren Ebenen zu überwinden und den Eingang zum Nationalmuseum zu erreichen. Das ist Horror für Fußgänger- nicht einmal mehr Hasenjagd, wie beim ersten Besuch der Stadt. Hier gehr niemand zu Fuß!

Cameron Highlands - Malayia 14.02.2008

ITALIEN

Denkt man an die kleinen italienischen Städten am Fuße der sich in den Süden öffnenden Alpen bis hin in den Stiefel Apuliens , schwärmt man von den langen Spaziergängen durch enge, verwinkelte Gässchen, die immer in schattigen kleinen Plätzen enden, an deren Ecken immer eine Trattoria mit Leckerem lockt, zu denen man je nach Tageszeit und Anlass einen Cappuccino, einen Cafe-Latte schlürft, oder einen kleinen kräftigen Espresso kippt. Selten ist es , wie erhofft, still, denn auch hier beherrschen erwachsene Bambinos mit ihren Mopeds die Szene , aber es bleibt ein Augenschmaus , an diesen vielfältig gestalteten Fassaden entlang zu
schweifen . Immer ist ein Gestaltungswille spürbar, wenn auch der Zahn der Zeit die ursprünglich gewollte Schönheit hat erodieren lassen. Noch dann zeigt sie sich in dem Charme des Morbiden.Das alles ist Malaysia fremd. Die vor der Sonne und dem Regen schützenden Dächer stehen
vereinzelt, fremd nebeneinander, in keinem städtebaulichen Kontext. Vor ihnen eine gerodete Fläche, ein Niemandsland , meist vermüllt und mit Fahrzeugen zugestellt. Auch die vor ein paar Jahren in der Boom-Zeit mit Gewalt hochgezogen Städte bestehen aus einer zufällig erscheinenden Ansammlung von einzelnen , zwischen die eine in Breite und Anzahl der Fahrstreifen vorgezeichnete Straße mit Notstegen am Rand für die Fußgänger gezogen ist. Im erdnahen Bereich zeigen diese Gebäude kein Gesicht. Sie haben hohe Köpfe, aber einen toten Rumpf . Das Leben am Straßenrand spielt sich an mit Wellblechen und Zelten abgedeckten Kochstellen, vor die einige Tischchen und Bänke gestellt sind , ab.
Auch in den großen Städten wird überall gekocht und alles , was an Krempel anzubieten ist, verkauft.
In den ganz modernen Anlagen liegen unter den Hochhäusern mehrgeschossige Einkaufszentren nach westlichem Muster. Eine Etage bietet ein Food- Center , alle Straßenköche sind in einem Karree zusammengefasst, in der Mitte Tische und Bänke.
In den anderen Etagen wird der Weltmarkt angeboten, vom einfachen T-Shirt mit Aufdruck bis zur Designer-Ware, echt oder gefälscht. Man muss sich den Zugang zu diesen Inseln in der Stadt, wenn man es gewagt hat, als Fußgänger in das aufgepeitschte Meer Verkehrschaos dazwischen zu werfen, richtig erkämpfen. Richtiger ist es diese Wüste aus Bruchstellen, Baustellenumrandungen , Schutt und Müll mit dem Auto zu durchqueren
und sich in einer der unteren Etagen vorfahren zu lassen.
Was soll hier ein öffentlicher Raum, outdoor ? Bei diesen klimatischen Verhältnissen ist alles indoor geplant! Es gibt keinen öffentlichen Raum outdoor . Man schlendert von Auslage zu Auslagen , ohne Türen in Fassaden öffnen zu müssen , schreitet durch vollklimatisierte Großraume, nimmt auf angebotenen Stühlen , an kleinen Tischen einen Imbiss ein. Das war es!
Keine weitere Erlebniswelt einer Gesellschaft, die sich über den Konsum hinaus persönlich darstellt. Nach der autogerechten Stadt, die verkaufsgerechte Stadt mit Sonder- Events in besonderen geschlossenen Arenas..Auch wenn man die indoor-Konzeption konsequent zu Ende entwickelt und auf das gesamte Stadtzentrum erweitert, die Inseln in den Hauptebenen miteinander verbindet, wie in Singapore in weiten Bereichen realisiert, wird es nie mehr einen öffentlichen Raum geben, vergleichbar dem der europäischen Städte, z.B. den italienischen s.o.
Es ist hochinteressant, die Auslöser für die Bildung eines öffentlichen Raumes zu analysieren, nicht nur den geschichtlichen Werdegang, die wirtschaftliche Entwicklung des Handels, sondern vor allem die sozialen Hintergründe, den Anspruch der Bewohner an den öffentlichen Raum als Darstellung ihres Lebens, den Willen zur Selbstverwirklichung, den Gestaltungswillen in der Selbstdarstellung, dem Willen der in der Stadt Herrschenden zum persönlichen Machtausdruck in der Öffentlichkeit.
Der öffentliche Raum war das persönliche Gesicht der in der Stadt lebenden Bürger. Für sie gab es Bürgerrechte, aber auch Bürgerpflichten für die Öffentlichkeit.Und das wird es im indoor-Konzept nie geben können, da dieser Raum von anderen, nicht der Stadt verpflichteten Einzelnen oder einer städtischen Gemeinschaft konzipiert und realisiert
wird- nach völlig anderen Kriterien.Wenn man sich für einen Ort in den Cameron Islands , wie hier z.B. in Brinchang , wünscht, dann als nostalgisch versackter Tourist, der in der Ferne von italienischen Städten träumt, in denen es jetzt kalt und regnerisch ist und er hier in die Sonne blinzelt Vielleicht liegt er mit seinen Urlaubsgedanken ganz falsch und sollte sich wieder der Schönheit der Natur hingeben.

Pangkor 12.02.2008

RENAISANCE MODERNE

Es ist ein immer wiederkehrender Gedanke, dass sich Parallelen in den großen Bögen der Geschichte nachzeichnen lässt Es ist müßig, sich über den Wahrheitsgehalt dieses Gedankens zu streiten. Diese Gedanken gehören zum Spiel der Phantasie und fragen gar nicht
nach absoluten nachweisbaren Fakten. Aber sie klären viel im Verständnis über den immer wieder faszinierenden Erfindungsreichtum und den stätigen Willen, Neues anzufangen, und die Verstickungen in Konventionen zu zerreißen, sich zu befreien und nach neuen
Erkenntnissen zu leben, neu durchzuatmen ,Ängste des Alten zu überwinden, und ein neues Leben zu beginnen.

Anfang des 15.Jahrhunderts erstickte die Welt im ausgehenden Mittelalter. Die Konventionen, die Bedeutungsinhalte der Kunst waren fest verstrickt, das Christentum erstarrt.
Da schuf im chaotischen Florenz , Zentrum einer neuen Befreiung, Bruneleschi seine ganz „modernen“ Gebäude nach einer Proto- Renaissance . Man besann sich auf das eigene ,uralte Erbe , sah Rom und Athen mit anderen Augen, interpretierte die geschichtliche Vergangenheit neu, und bahnte den Weg zur Renaissance.
Das Mittelalter zelebrierte seinen Abgesang noch ein ganzes Jahrhundert .
Die Frührenaissance brach ein. Es folgte ein Kuddel-Muddel der Stile, bis sich die „Moderne“ durchsetzte.
Anfang des 20.Jahrhunderts war die Welt im Eklektizismus erstickt. Nichts lief mehr in den Fesseln der Konventionen. Da schuf nach dem Aufbruch um die Jahrhundertwende mit den bedeutenden Künstlern in den 20-er Jahren u.a. das Bauhaus die Grundlage zu einem neuen
Gesamtkunstwerk der Moderne .Mies van der Rohe baute seinen Pavillon auf der Weltausstellung und der Barcelona- Sessel steht heute noch zu repräsentativen Zwecken in fast allen Empfangshallen großer Konzerne. Das Glashochhaus in Berlin wurde nicht gebaut.
Es kam dann in den 30-er Jahren der gewaltige Rückschlag in Blut und Boden. Die Moderne wanderte aus, vor allem nach Amerika und heute in die ganze Welt als internationaler Stil.
Und was blieb in Berlin? Das Erhalten und Bewahren.
In großer Vorsicht begann nach dem Kriege der Wiederaufbau , mit wenig Mitteln und großer Angst vor dem Wagnis. Man übernahm die Konzepte der Vorkriegszeit. Die Befreiung aus dem Muff der 50./60. Jahre in den 60./70. Jahren , der erste Aufbruch in die Zukunft in dem Glauben an Utopien , meist aus dem Ausland - Amerika , die alte
Siegermacht nun auch als Ausland gesehen- wurde schnell wieder erstickt unter einem Mantel an muffiger Nostalgie – und so ist es geblieben. Nur nicht zu hoch denken, nichts zu weit wagen, auf dem abgetretenen Teppich bleiben. Traufhöhe ist angesagt- die Länge der
Feuerwehrleiter des 19.Jahrhunderts.
Italien durchlebte viele Wirren der parallelen Entwicklungen zur Renaissance - heute gern verschwiegen und vergessen um die Klarheit der akademischen reinen Entwicklung nicht zu trüben .

Deutschland durchlebte eine kurze Aufregung in der Nachfolge der 68-er. Die Restauration siegte schnell wieder, die Angst vor dem Neuen diente dem Machterhalt des Alten. Und nun nützt auch keine Ruckrede eines Präsidenten, keine Warnung aus der Wirtschaft.
Die Globalisierung des Geistes und der Kunst findet woanders statt.
Und das ist auch gut so!
Berlin baut sich eine Vergangenheit auf und hat vergessen, dass es eine ganz junge Stadt ist, keine eigene Geschichte hat ,eine abgebaute Stadt ist, die Reste, die noch nach dem Kriege verächtlich als Schutt abgetragen worden sind, wieder in neuer Nostalgie verherrlicht und zu
etwas verklärt, was sie nie waren. Und nun heißt es: Traufhöhe halten!
Und das ist auch gut so!
Ein Moderne, aufbauend auf der Wiedergeburt der Kunst zu Beginn des 20.Jahrhunderts würde auch misslingen.Und so geht die europäische Moderne, die hier noch gar nicht richtig begonnen hatte, in der ganzen Welt auf. Eine wunderbare Vorstellung. Wie Griechenland nach einer noch gewaltigen Expansion im Hellenismus an die Küsten Kleinasiens und den Stiefel Italiens mit Sizilien, dann in der Kunst und Kultur des römischen Reiches aufging, so geht die europäische Moderne nach dem Exodus in das Sieger- und Auswanderungsland Amerika , nun in der Kultur der Welt auf. Ein tröstlicher Gedanke.
Europa wird ein Teil der Weltkultur, und geht darin auf, nicht unter !
Wie Beethovens Neunte zum „Song of Japan“ wurde, Traviata in Singapore von Koreanern „gebracht wird“, so baut Caesar Pelli in Kuala Lumpur, Herzog das Nest zur Olympiade in Peking, Rem Kohlhaas die überdimensionierte Rune in China, Foster das Ufo in Singapore.
Sie bauen nicht als Ausländer, die zufällig einen Wettbewerb gewonnen hatten , wie noch Jörn Utzon in Australien, sondern sie bauen als Weltbürger. Weltbürger muss man mit Leib und Seele werden, als Weltbürger lebt man die Moderne ! Als Weltbürger findet man sein zu Hause und überwindet den Tourismus . Man fährt nach Singapore und ist zu Hause, in der Moderne zu Hause. Und alt wird man im nostalgischen Europa, in Berlin.
Wo komme ich her? Aus Old Europe, aus Old Germany, aus Old Berlin.
Man liebt seine Runzeln und pflegt die in den Kriegen geschundene Haut. Das nennt man Rekonvaleszens. Gesund sterben heißt die Devise!

Panghor 11.02.2008

Reise 2008 - Die Heilige Kuh

ALTER AFFE

Morgenspaziergang eines alten Affen.
Es ist von ihm beherrschtes Terrain. Er lässt sich langsam, betont lässig, am Ast auf den Strand herab, schaut sichernd in alle Richtungen, hat uns sofort bemerkt, aber mit einem prüfenden Blick Auge in Auge als völlig unbedenklich eingeschätzt. Er hat völlig recht. Seine lange Erfahrung hat ihm gezeigt, dass die Weißgesichtigen, die gleich zu Salzsäulen erstarren, wenn er erscheint, nur neugierig sind. Als wenn sie noch nie einen Affen gesehen hätten. Na ja, einen solchen fürstlichen Affen, Herrscher über eine so große Affenherde, mit diesem würdevollen Aussehen: breiter Backenbart , hohe Stirn, über der das Fell aufrecht steht, mit diesen klugen, runden, schwarz umränderten Augen. Schließlich hat es ja Gründe, dass die Herde ihn unumschränkt als absoluten Herrscher anerkennt. Die jungen Affen in der Pubertät mucken manchmal auf, aber ein schneller Sprung auf sie, ein paar hinter die Ohren, ein kurzes Schütteln, und die Machtverhältnisse stehen wieder.
Die Affenweibchen vergöttern ihn – und das ist ja auch völlig verständlich. Wir werden nun `mal vorweg inspizieren, was uns die Natur heute zum Frühstück serviert hat. Es wird so sein wie immer, weniger die Natur, als der Müll der menschlichen Strandgäste von gestern. Was die auch alles wegschmeißen, gut verpackt in Plastiktüten. Die Affenkinder haben ihre helle Freude mit den Plastiktüten. Die kann man schön sich auf den Kopf stülpen, und dann wild zerreißen,, es knittert ganz doll, und dann kann man sie, wenn sie ganz zerfleddert sind wieder achtlos hinschmeißen, wie vorher. Und die Speisereste daraus sind auch schon verschmaust, es waren Leckerbissen für Mensch und Affe. Da lohnt sich das mühsame Herausklauben von Früchten aus den Ästen nicht. Na ja, so richtige reife Früchte frisch vom Baum gepflückt, sind auch eine besondere Delikatesse. Aber mit der letzten Erweiterung des Ferien-Ressorts , welche als Bauruine liegen geblieben ist , sind die großen
Bäume , ja der ganze Urwaldstreifen gerodet worden. Aber als Ausgleich haben die Menschen für ausreichend Müll und Abfall gesorgt. Meine Herde ist versorgt.
Jetzt können sie langsam von den Bäumen an den Strand herunterkommen. Ich richte mich jetzt zu meiner ganzen Größe auf. Einmal um meinen Weibern das Zeichen zu geben, dass ich die Situation beherrsche, und sie sich an den Strand herunterlassen können, und zum anderen, diesem großen Fleischberg klar zu machen, dass nicht Masse Macht ist, sondern die Gebärde des aufrechten starken Affen Respekt verlangt., ideelle Werte, nicht maßloses Wachstum.
Und dann kommen die Damen, lassen sich an den Zweigen heruntergleiten, graziös wie am Zirkusseil mit gestrecktem Bein und setzen vorsichtig, fast zart, auf dem Strand auf. Die Kleinen versauen fast wieder in ihrem Ungestüm die ganze Schau, springen von Ast zu Ast, kaum das der Alte wegschaut, tollen herum und balgen sich am Strand, sind wohl schon satt und haben jetzt nur noch Unsinn im Affenhirn. Affenmutter ist geduldig, und der Alte ist vorneweg, kann das Affentheater schon lange nicht mehr ab, und will seine Ruhe haben. So lange die Mütter aufpassen und für Ruhe und Ordnung in der Sippe sorgen, kann er in gebührendem Abstand sein ruhiges Leben führen – wenn die jungen Mütter weiterhin gehorchen.
Vergessen ist die harte Auseinandersetzung , als dieser Schnösel von Casanova-Affe aus der Nachbarherde den Äffinnen den Hof machte, als ich mich mal ein Weilchen zurückgezogen hatte. Wie die sich aufgeputzt hatten, flink die Flöhe aus dem Pelz geklaubt hatten, sich gegenseitig über die Frisur gestrichen hatten- solange umeinander bemüht waren, bis die Konkurrenz durchbrach und keine der anderen auch nur das Schwarze unter dem Nagel gönnte, schon gar nicht den neuen Galan mit dieser aufgetakelten Ziege teilen wollte. Da bin ich aber dazwischengegangen . Dieses Affengetue!
Und dann wurde dieser fremde Affengalan auch noch frech, jagte meine schönste Affenfrau- und die wehrte sich auch nur so zum Schein, um den Galan zu reizen und um die anschießenden Prügel von mir zu verhindern.
Gut, dass ich immer noch täglich ein strammes Trimm-Dich-Programm durchhalte.
Das habe ich von den menschlichen Strandgästen abgeguckt. Die müssen schreckliche Angst davor zu haben, ihre Frauen zu verlieren. Ständig scharwenzeln sie herum, machen gymnastische Übungen, kommen mit geschwellter Brust aus dem Wasser, holen tief Luft, und geben sich eine sonore Stimme, mimen den Überlegenen. Sie trimmen und trimmen sich, bauen sich in Drohgebärden auf. Aber richtig prügeln tun sie sich gar nicht. Wozu das affige Getue? Wenn es nicht in die Tat umgesetzt wird? Eine richtige Prügelei mit Geschrei der Kämpfenden und Gezeter der Frauen: Das ist doch viel Wirkungsvoller!
Bei mir hat ein einmaliges Durchgreifen mit einem kurzen Aufschrei wieder für Ruhe und Ordnung gesorgt. Die Frauen waren vor Schreck ganz still geblieben Und der Schönen habe ich erst einmal ein Affenkind gemacht. Da war es aus mit den Gedanken an amourösen Abseitstouren.
Die jungen Affen sollten sich das Theater der Menschen mal richtig ansehen, Wie affig das ist! Ab nein ! Die gaffen schon genauso neugierig , anstatt das gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, wie ich. Schleichen sich zögernd, Sprung für Sprung , an diese weißen, schwammigen Fleischberge heran, die alle Klamotten ausgezogen haben, um sich einen kräftigen Sonnenbrand zu holen. Die Füße sind schon ganz rot. Das soll nicht meine Sorge sein! Meinen Jungs werde ich es schon klar machen, dass das keine Vorbilder sind.
Warum haben die eigentlich die Haare , die gegen die Sonne schützenden Haare , abgelegt, rasieren dazu noch ihr Gesicht ganz roh, damit es so richtig verbrennt?
Jetzt tragen sie Klamotten, um diesen eklatanten Entwicklungsfehler zu korrigieren, manche langärmlig, manche kurzärmlig, je nach Empfindlichkeit. Die Frauen machen daraus auch noch eine Mode!
Jetzt fauchen die jungen Affenbengels die Fleischberge auch noch an, bloß weil die photographieren wollen, Ich habe ihnen tausendmal erklärt, dass es ganz ungefährlich ist. Die wollen zu Hause nur sagen können, dass sie einen Affen gesehen haben und zum Beweis ein Bild vorlegen wollen. Das ist alles. Und darum braucht man doch nicht so ein Theater zu machen.
Jetzt ist Schluss. Jetzt bringe ich meine Herde wieder in den Wald. Dahabe ich meine Ruhe. Und der Fleischberg will auch seine Ruhe haben. Das Bild hat er im Kasten, Das war alles, was er wollte. Übrigens war das Frühstück sehr mäßig. Nur ein paar Kekse und sonst nur Müll, viel Müll.

Pangkor 10.02.2008

BILDER AUS DER KINDHEIT

Es sind die Bilder aus der Kindheit, die immer wieder in der Erinnerung aufleben, ständig als einprägsame Kulissen auf der Lebensbühne stehen bleiben. Der erste Akt des bewussten Lebens, die Kindheit, gibt eine Grundthematik dem Leben vor, bildet den Grundtenor und die
Tonarten, gibt Bilder an, die wie Märchen ein eigenes Dasein haben, aber in der eigenen Erinnerung ein Teil des Selbst sind.

Vater Grimmel, der schon zahnlose Bauer des Hofes im zur Elbe abfallenden Tal, auf dem ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe, sitzt am groben Holztisch, tief gebeugt über seiner Suppe, den rechten Arm auf den Tisch gelegt und den Löffel nur aus der abgestützten Hand in den Mund geführt. Der linke Arm liegt angewinkelt auf dem linken Oberschenkel. Vater Grimmel schlürft die Suppe, die er für sehr heiß hält, mit zitternden Lippen Fühlt er etwas nicht Zerkochtes, etwas Sehniges -Fleisch , Knochenstückchen, Etwas wie einen noch festen
Gemüsestängel, so stößt er es mit der Zunge sofort wieder aus dem Mund heraus, kaum dass es die Lippen passiert hat. Es fällt in die linke Armbeuge und kullert perfekt, wie auf einer Rutsche den Unterarm herunter, über die offenen Hand als Fressnapf direkt in das schnappende Maul von Graumann, dem alten Hund, der es unzerkaut herunterschlingt.- Eine perfekte Symbiose von Herr und Hund, eine Lebensgemeinschaft am Eß- wie Fress-Tisch. Der Hund sitzt mit vorgeschobener Schnauze zwischen den Knien Vater Grimmels, die Knie
rechts und links neben der leicht geöffneten Schnauze, es kann gar nichts danebenfallen. Dauert es ein Weilchen, bis ein neuer Bissen die Achterbahn herunterkollert, tröstet Vater Grimmel Graumann mit leichtem Kraulen mit der linken Hand hinter den Ohren. Der Hund soll immer wissen, dass er nicht vergessen ist. Hat er nichts zwischen den Zähnen, hat Vater Grimmel auch nur Suppe im Mund.
Ich weiß nicht, ob Mutter Grimmel, - die alte Bäuerin mit den üppigen Hüften, die beim Essen nie mit am Tisch saß, sondern auf ihrem Schemel am gemauerten Herd, in der Nische vor dem Kamin, den krummen Rücken gegen die warme Wand gedrückt , ein kleines, schon
nach innen rund geschliffenes Küchenmesser in der rechten Hand- ich weiß nicht, ob Mutter Grimmel für den Hund überhaupt je einen Fressnapf zurechgemacht hat und die festen Fleischstücke und Knochen nicht bewusst in die Suppe für Bauer Grimmel getan hat- für den Hund. Von ihr bekam der Hund, wenn er an Ihr mit wedelndem Schwanz vorbeikam und sie mit seinen treuen Augen unter dem Kranz der buschigen grauen Brauen bettelnd anschaute, ein vor ihrer massigen Brust mit dem Küchenmesser über dem Daumen von der Schwarte abgeschnittenes Stückchen Speck, eine besondere Leckerei, eine Leidenschaft, die sie mit dem Hund teilte. Sie war die Herrin, die Dritte im Bunde. Herr war Vater Grimmel, aber der Hof gehörte den Dreien.
Herr und Hund brachten die Kühe auf die Weide, Pflügten mit den Pferden den Acker, brachten Abends die Schweine in die Koben. Mutter Grimmel ging mit dem Hund die Hühner und Gänse füttern. Der Hund sorgte unter dem Vieh für Ordnung .Das war seine Aufgabe, das war sein Leben für den Bauern und seine Bäuerin

So einfach ist verklärte Kindheit, eine Idylle in den Erinnerungen an den ersten bewussten Akt des Lebens, ohne zu wissen, dass das Leben noch soviel an Dramatik bringen wird, Enttäuschungen und Leere.

Kuala Lumpur 05.02.2008

BE und UNBE

Lange ist die öffentliche Diskussion geführt worden, ob in der Öffentlichkeit in geschlossenen Räumen geraucht werden darf, oder ob es eine Zumutung für Nichtraucher ist, deren Gesundheit zu gefährden- oder so ähnlich. Nun ist es gesetzlich geregelt und die Freiheit, andere zu belästigen, ist eingeschränkt worden, aber nur in bezug auf das Rauchen!
Andere Belästigungen sind weiterhin erlaubt und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, z.B. das Beschallen. Ich fühle mich als Beschallter in der Öffentlichkeit in geschlossenen Räumen belästigt. Wummermusik im öffentlichen Verkehrsmittel mitanhören zu müssen, empfinde ich ebenso als Belästigung wie das zwangsweise Anhören von militärischer
Blasmusik. Jeder kann dem anderen die Ohren voll blasen, was er grade möchte, ohne Verboten ausgesetzt zu sein und er geht kein Risiko ein, Bußgeld zahlen zu müssen Das einzige, was er befürchten muss, ist die Wut des Beschallten, wenn er sich denn wehren kann, ist aber dann
wiederum gegen jeglichen tätlichen Angriff per Gesetz geschützt.
Aber wie kann der Beschallte sich auch wehren, wenn er ein Gebäude betritt und eimerweise wummernde Geräuschkulissen über seinem Haupte ausgekippt werden? Den Hinweis auf Oropax lasse ich nicht gelten, würde doch das vollständige Nichthören die Sicherheit nur noch auf offene Augen und das Tastgefühl beschränken, zumal noch die
Augen schon erheblicher Belästigung durch schrille Reklame ausgesetzt sind. Bleibt also nur noch das Tastgefühl, und eine Beschränkung nur noch auf das Tastgefühl ist einer unzumutbaren Behinderung gleichzusetzen. Als Unbeschallter leben zu können, ist wahrscheinlich ebenso gefährlich geworden, wie vor der neuen Gesetzgebung, als Unberauchter. Ich fordere mein Recht als Unbeschallt- Bleiben –Wollender und fordere, das neue Gesetz, dass das Rauchen in der Öffentlichkeit in geschlossenen Räumen verbietet, auf das Beschallen auszuweiten, um die Gleichheit vor dem Gesetz wieder herzustellen.
Die Diskussion sollte nach bewehrtem Muster in der Öffentlichkeit in ganzer Breite mit den politischen Gremien geführt werden. Es ist ein weites Feld, was es hier gesetzlich zu regeln gilt, würdig als ausschließliche Thematik einer Legislaturperiode . Mit der Ausschließlichkeit der Thematik wäre dann auch gewährleistet, dass die Parteien nicht noch Wichtigeres beschließen.

Singapore Melakka Kuala Lumpur 29.01.2008

SIGAPORE MELALLA KUALA LUMPUR

Einen überzeugenderen Gegensatz hätte man nicht wählen können, nicht nur im Erscheinungsbild der Städte, sondern noch mehr im Verhalten der Menschen.
Als wir das Hotel in S`pore verließen, hat der Portier, sobald wir den Fahrstuhl verlassen hatten , unsere Koffer freundlich unter seine Fittiche genommen, fragte, ob er ein Taxi holen solle, und nach dem Auschecken waren die Koffer schon im Taxi verstaut und der Taxifahrer über das Ziel der Fahrt informiert. Mit einem Dankeschön nahm er seinen Obolus entgegen, wünschte uns eine gute Reise- und „auf-gings“ ,auf ein Neues! S`pore ist eine herrliche Stadt!
Die 11 Tage waren viel zu kurz .Wir kommen wieder, um diese Atmosphäre zu genießen, immer wieder Neues zu entdecken, und uns von der modernen Stadtplanung und Architektur dieser neuen umfassenden Welt faszinieren zu lassen. S´pore ist unsere Stadt !

Auf dem Busbahnhof der malaysischen Busgesellschaft, einem erneuerungsbedürftigen Parkplatz mit drei Ticketboxen aus Holzkonstruktionen, an denen wir den Fahrschein gekauft hatten, warteten wir auf den Wink des Busschaffners, in den Bus nach Melakka einsteigen zu dürfen .Der Busschaffner, ein kleiner gedrungener, glatzköpfiger Mann zeigte mit ganzem gestreckten Arm und aufgebolzter fleischiger Hand auf zwei offene Klappen im unteren Bauch des Busses. Die Fahrgäste hatten ihre Gepäckstücke in den unteren Luken zu verstauen. Die ersten Gepäckstücke waren achtlos hineingeworfen worden und für unsere Koffer blieb ein schmaler Spalt, in den ich mich abmühte, unsere beiden Koffer voreinander, indem ich die Nachbartaschen zusammendrückte, hinein zu bugsieren. Der Busfahrer schaute, ohne eine Miene zu verziehen, zu. Die dritte Klappe hatte er nicht geöffnet.
Vielleicht sah er, dass es schwierig war, von der hohen Bordsteinkante in den schmalen Spalt zwischen Bus und Bordstein zu treten. Man musste den Fuß schräg stellen, um Auftreten zu können. Ich zerrte also in verkrampfter Haltung an den Gepäckstücken, und es gelang, die Gepäckstücke, wieder unter Hinweisen mit ganzem gestrecktem Arm und aufgebolzter Hand, so zu platzieren, dass später die Klappe geschlossen werden konnte Der Busfahrer schien mit meinen Bemühungen zufrieden zu sein. Ernickte kurz: Na also!
Im Bus wies er uns an, die Sitzplätze zu wechseln “sie seien nummeriert„obwohl alle Fahrgäste schon friedlich saßen und auf die Abfahrt des Busses warteten.
Aus dem Fenster des über Land fahrenden Busses sieht man endlose Plantagen mit Palmen- Ein ungewohntes Bild. Palmen kennen wir als Alleebäume oder einzeln stehende Schmuckbäume, oder aus dem Urwald herausragende wild überwachsene Riesen, gleichförmiger Bewuchs als Palmenwald für die Gewinnung von Palmöl ist ungewohnt und wirkt nach langer Fahrt gespenstisch einförmig erstarrt.
Der Bus biegt in ein unübersehbares Straßenknäuel mit viel zu vielen, nebeneinander geführten und in viele Richtungen sich verzweigende Einbahnstrassen, ein. Melakka ist nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der neue Busbahnhof ist das Entree zur Stadt. Der Bus hielt nach vielem Abbiegen an einer hohen Bordsteinkante, die zudem von einer Betontreppe eingeengt war, und der Busfahrer beobachtete, nachdem er seine Anweisungen mit gestrecktem Arm und aufgebolzter Hand gegeben hatte, die Prozedur des Herauszerrens der Koffer aus dem Bauch des Busses. Revolutionsattitüde, der kalte Blick erstarrt. Nur weg! Er wartet nur auf eine Äußerung von Seiten der Fahrgäste, die er von Singapore nach Malakka hat fahren müssen, aber deren Knecht er nicht ist.
Der Taxifahrer fuhr uns ins Hotel Schon während der Taxifahrt waren die einzelnen, für die 50-Jahrfeier der Unabhängigkeitserklärung Malaysias herausgeputzten historischen Gebäude in dem vor sich hin bröselnden Häusermeer einer flachen Bebauung , neben großen Baustelen und noch rechtzeitig zur 50-Jahrfeier fertiggewordenen pompösen Einkaufspalästen und Hotels zu sehen. Der Taxifahrer leierte seine Touristenlitanei herunter, begleitet von großen , etwas mühseligen Gesten des freien Armes, mit dem er durch das Taxi fuchtelte und setzte uns sichtbar zufrieden mit seiner Darbietung am Hotel ab.
Nun waren wir also in Melakka. Einiges hatten wir über diesen besonderen, geschichtsträchtigen Ort gelesen und wollten nun seiner historischen Bedeutung nachspüren. Welcher historischen Bedeutung? Die der portugiesischen Zeit, der holländischen Zeit, der Zeit nach der Übergabe an die Engländer, oder die der Herrschaft der Sultane, die der Meerenge ihren märchenhaften Reichtum verdankten? Oder gilt das Interesse der Stadt der Demokratie nach der Unabhängigkeitserklärung, die sie gerade mit soviel Einsatz gefeiert hat. Zu welcher Bedeutung will sich diese Stadt bekennen?
Für uns bleibt es ein Sammelsurium von Bedeutungsfragmenten, die unvermittelt, durch Kriegsgeschichte hasserfüllt getrennt, manifestiert in Museumsgebäuden, nebeneinander stehen.
Das Interesse der Rickschafahrer in ihren mit Kitsch überladenen Fahrrad- mit- Beiwagen- Konstruktionen , der Hotelangestellten internationaler Konzerne, der Restaurantbesitzer, der Straßenhändler- ganz Chinatown gilt offensichtlich nur dem Tourismus , dem staatlich überwachten und gefördertem Tourismus, als dessen Erfüllungsgehilfen wir uns ständig fühlten. Wir haben alle Rundgänge absolviert, waren peinlich berührt von Verherrlichungen der Piratenvergangenheit und der Mordlust der Sultane, und genossen die Sonne und den Schatten ; die angenehme Wärme und teilten die Hoffnung, die aus den neuen Touristenprojekten wuchs, das wirtschaftliche Desaster zu überwinden.
Wie saßen auf der von der Sonne durchwärmten Betonbank am Hang zum historischen Hügel, spürten die Abendsonne im Gesicht und ließen den leichten Regen auf den Schirm über unserem Kopf fallen, fühlten uns geborgen, und schauten dem Treiben auf dem großen Platz zu unseren Füßen zu, saßen Erste Reihe im Handke-Theater. Die bunten Rickschas, schon im Abend mit Lämpchen und über und über mit chinesischen Papierblumen geschmückt, fuhren hin und her und hupten unermüdlich nach Fahrgästen, die sie dann mit lauter Musik durch die Stadt radeln konnten. Kinder schrieen und spielten, Jugendliche drückten sich händchenhaltend in die Dämmerung der Bäume, in denen die Vögel ihr Abendkonzert mit viel Aufregung zwitscherten. Es war wunderschön, friedlich, ohne die Last der
Geschichte, ohne die historische Grausamkeit. Das Portugiesische Tor -very old, very old- schien nun auch nicht mehr gewillt, die Last seiner Geschichte zu tragen und gab sich ganz der wohligen Erosion hin und wollte sanft wieder zu Erde zerfallen. Wohin wird diese Stadt streben? Nach dem Mehr- dem Aufschwung?. Ja! Aber wofür ?
Um noch mehr Touristen durch ihre Gassen zu schleusen ? Um noch mehr gefälschte Uhren zu verhökern ? Noch mehr Kitsch zu produzieren? Was steht hinter dieser Stadt ?
Wir sind abgereist, ohne es zu wissen oder selbst eine Antwort zu finden.

Auf uns wartet Kuala Lumpur.

Man hat uns gesagt, alles drehe sich um die Zwillingstürme und den Fernsehrturm. Also haben wir strategisch ein Hotel zwischen den beiden Standorten bezogen, und kaum angekommen, marschierten wir los, wie immer, wenn wir eine Stadt kennen lernen wollen.
In der Hotellobby waren wir noch respektable Gäste. Aber nach dem wir die Hotelvorfahrt, die wir uns zwischen vorfahrenden Autos unter den befremdeten Blicken des Portiers durchschlängelnd überquert hatten, fanden wir uns mitten in der berühmten Hasenjagd wieder. Die in der Abendsonne vielverheißend glitzernden Doppeltürme vor Augen, mussten wir uns an hoch eingezäunten Baustellen auf Relikten ehemaliger Bürgersteige tapfer dem um
jeden Zentimeter kämpfenden Autoverkehr stellen, d. h. wir mussten unbedingt auf unseren sehr schmalen Trottoir ´s bleiben, um nicht als hilfloser Hase von Kotflügeln erwischt zu werden. Wir waren zur Hasenjagd feigegeben!
Zwischendurch wagten wir einen Photoschuss auf das Märchengebäude- so kann man sich Neuschwanstein, das in den Himmel aufragt, nähern. Unser sicheres Hotelgrundstück schien auf einem anderen Kontinent zu liegen. Wir befanden uns auf hoher See brausendem Verkehr ausgeliefert, die rettende Insel mit den Zaubertürmen vor Augen.
Es sind Zaubertürme! Von ihnen geht der Zauber des Märchenhaften aus. Sie sind nicht von dieser realen, widersprüchlichen, zerberstenden Welt. – Sie thronen wie König und Königin im Märchenland, silbern monochrom glanzvoll in einem einheitlichen Gewande vor der Kulisse des Himmels. Sie sind das Ziel vollkommener Wünsche dieser Stadt.
Aber sind sie ein Symbol dieser Stadt? Sie sind etwas Besonderes, Außergewöhnliches: Alles, was ein „Landmark“ haben sollte. Einmaligkeit, Größe, Prächtigkeit, und voller eben. Sie sind der Mittelpunkt dieser Stadt, liegen an einem „Central Park“ für die Bewohner, und um sie herum stehen die neuen, niedrigeren, nicht so teuren und nicht so schönen und besonders illuminierten Gebäude des Nutzens. Und das Einkaufzentrum zu Füßen beherbergt die edelsten Marken, zeigt die architektonische Erscheinungsform einer besonderen Klasse, nicht nur aufs Geschäft allein bedacht. Exklusivität ist angesagt.
Wir wanderten zum Fernsehturm. Wir stolperten am Rande von Baustellen, an alten Ruinen, die durch Lamettafassaden kaschiert sind, die Hauptstrasse entlang, sich immer als Hasen duckend auf der Hut, springen zu müssen. Die Ampeln sprechen die Wahrheit über das Recht auf der Strasse aus : Das grüne Männchen geht hier nicht, sondern es rennt, es rennt um sein Leben. Das ist zwar witzig, ist aber blutiger Ernst! Die Ampelphasen sind so kurz, dass man laufen muss, um noch bei Grün die andere Straßenseite zu erreichen. Neben dem laufenden grünen Männchen zählt eine Uhr den Countdown. Schafft man es nicht, hat man die Hasenjagd verloren. Es kann gar nicht sein, dass alle Hasen das rettende Ufer haben erreichen können, das schnelle Spiel überlebt haben. Wer hat die zermanschten Kadaver beseitigt? Wer ihnen das Fell über die Ohren gezogen? Für uns ungeklärt!

Wir ereichten den Hügel, auf dem der Fernsehturm steht, und hatten von dieser Stadt die Nase voll.
Auch zum Turm sollten wir mit dem Shuttle fahren. Die Bergbesteigung mussten wir auf Nebenwegen und Seitentreppen absolvieren. Die Hasenjagd war zwar zu Ende, aber wir blieben Hasen!
Der Blick vom Turm klärt uns über die Verhältnisse auf. Da stehen König und Königin mit dem Nimbus „ Historische Erneuerung“ und der „Verheißung der Zukunft“.
Aber das Königshaus hat keine Gefolgschaft, es ist einsam, für die Stadt ein einsames Versprechen. Die Nutztürme stehen herum und legen ein Gehabe an den Tag, das nur aus sich selbst erklärbar ist. Hier macht jeder, was er will, und wie die Umstände es erlauben. Das ist schon beeindruckend. Aber wie soll daraus eine Stadt werden. Eine Stadt für uns Hasen wird es nie werden- und soll es offensichtlich auch nicht werden. Hasen leben hier auf einsamen Inseln, umtost vom tödlichen Verkehr, der in Gefahr ist, an sich selbst zu ersticken.
Der Abend legt sein sanftes Tuch über diese endlose Stadt, hüllt die Sky Scraper - sie sind fast alle sehr hoch- in einen Nebelschleier ein. Die Spitzen ragen, verunklärt zu Ruinen, aus diesem sanften Meer, über dem die Sonne in einem tief orangenen Meer versinkt.
Kein Bühnenbild ist je romantischer gewesen. Die Musik des letzten Aktes einer großen Oper erklingt. Wir sitzen „Erste Reihe“ nicht im Handke-Theater, sondern in der großen Oper der Natur. Und dann kam der dramatische Teil der Märchenoper. König und Königin werden in Wolken eingehüllt und glänzen durch die Schleier in purem Silber. Die Theaterbeleuchtung ist perfekt inszeniert. Das Bauwerk ist ein Märchenturm. Die Faszination ist unbeschreiblich!
Aber das ist nicht Stadt. Diese Traumgebilde sind ein Mittelpunkt, aber nicht einer Stadt. Diese implantierte Insel aus Träumen geboren liegt im offenen Operationsfeld. Die Schnitte sind unverbunden, die Wunden werden nicht heilen können. Alles endet ringsum in einem ungestalteten offenen Raum voll von in alle Richtungen drängenden Autoverkehr, dessen Spuren zerbrochene Relikte einer alten Stadt hinterlassen haben .. Der öffentliche Raum ist im Chaos versunken. Die Realisierung von etwas Neuem hat grundsätzlich die Zerstörung des Alten zur Folge.
Was bleiben kann, sind umgedeutete Relikte und Erinnerungsstücke in einem neuen Kontext. Erhalten , Bewahren und Stadtentwicklung sind Antipoden einer Planung (siehe Brisbane 2007) .

In Singapore waren wir begeistert über die Instandsetzung von weiten Teilen der alten Chinatown in dem Stadtentwicklungskonzept nach dem Konzept der Agglomeration von sehr großen und damit auch hohen Baumassen, die weit über das vereinzelte Aufsetzen von Hochhäusern auf alte Stadtstrukturen ( siehe Melbourne ) hinausgeht. China.Square ist eine einfache, stadtplanerisch geglückte Entwicklung- und sie funktioniert nach bewährtem Muster ohne schmerzhafte Brüche im Stadtgefüge.
China Square ist eine solche ehemalige Bruchstelle. Der bauliche Neubauriese öffnet sich mit einer mehrgeschossigen hängenden Verglasung in modischer Chromstahlverspannung nach
Außen gewölbt zu einem in die kleinteilige Altbebauung eingesetzten quadratischen Platz. Mitten auf dem Platz der große runde Brunnen in den Boden eingelassen. In gewundenen Stahlkanälen gurgeln die Wasser, eskortiert von in verschiedene Höhen sprudelnde Fontänen, welche die Kinder immer wieder versuchen, mit dem Aufsetzen ihres Hinterns zu ersticken und ihnen unter „Gejuchse“ nie ganz gelingt. Gegenüber dem kolossalen Entree zum Einkaufszentrum unter dem Sky Scraper liegt zweigeschossig ein Karree der alten Chinatownbebauung. Ein extremer Dimensionssprung in Nutzungseinheit und baulicher Größe. Der Bruch wird aufgehoben durch die Einfügung eines neuen Elementes: Ein weit über den Dächern von Chinatown schützend schwebendes, an den Kanten in den Himmel aufgewölbtes Glasdach in leicht gespannter Stahlkonstruktion, nimmt Cinatown unter seine Fittiche und macht es zu einem Interieur in der Stadt. Die beiden verbliebenen Seiten des Platzes werden gebildet durch Scheinbauten mit Pergolen vor den Giebeln der zweigeschossigen Altbebauung Chinatowns. Ergebnis ist ein ganz konventioneller klassischer Platz, der entsprechend konventionell genutzt wird.
Wir beiden „Altchen“ sitzen auf der Bank und spielen Zuschauer im Handke-Theater. Die Leute kommen auf die Bühne, stellen sich vor- für jeden von ihnen haben wir sofort eine Geschichte parat- , sie erwarten unsere Anteilnahme, die Kinder unseren Applaus. Sie suchen unsere Aufmerksamkeit, wagen ein bisschen das Miteinander mit ihren „Spirenzken“, wenn Papa und Mama ganz n der Nähe sind. Papa schaut diskret weg, Mama schenkt uns ein stolzes Lächeln. Hauptanziehungspunkt ist die an Ketten aufgehängte Nachbarbank. Eine ideale Schaukel für die Kinder zum Toben, für jugendliche Pärchen zum leichten Wiegen, und für den gepflegten Penner- in Singapore ist alles gepflegt- als Plätzchen für sein Mittagsschläfchen.. Hunde gibt es nicht, obwohl am Rande des Platzes Kästchen aufgehängt sind. Mit dem Angebot, den Kot des Hundes bitte aufzuheben und in der beigefügten Plastiktüte in dieses Kästchen zu entsorgen. Höflichkeit mit der dahinter verschanzten Androhung eines Bußgeldes bei Unterlassung. Das ist Singapore, sehr höflich, aber mit aber.
Wir haben Stunden auf diesem Platz verbracht, haben Romane erlebt, waren romantisch und haben uns rundherum wohl gefühlt. Die Tischchen vor den kleinen Lokalen, die sich in der alten Bebauung Chinatowns herausgeputzt haben, waren immer wieder neu besetzt, das städtische Leben hat hier eine attraktive Dichte zwischen Alt und Neu, Alt und Jung erreicht, ohne im Tourismus unter zu gehen
Wir sind gegen Abend auf der ersten Etage über dem Straßenverkehr durch Cinatown geschlendert auf dem Weg zu „Raffle`s Home“ und schauten durch die Bäume des alten Botanischen Gartens auf die Silhouette Singapores, einer nach einem Gesamtkonzept gebauten Stadt, in welcher die Konsequenz des Aufnehmens von Brüchen überzeugend ist .In der Alt und Neu eine Symbiose ohne Nostalgie eingegangen sind. Wir ließen uns an Hand der Schilder auf dem Rundgang von der Entwicklung Singapores noch einmal erzählen, und saßen mit Raffles auf der Terrasse des ihm zu Ehren wiederaufgebauten Hauses. Ein für Singapore so bedeutender und im Andenken so verehrter Mann, der es vorzog , hier zu sterben und neben dem König der Ureinwohner beerdigt zu werden, als auf der langen Reise zurück nach Europa dem Meer übergeben zu werden und den Fischen als Fraß zu dienen. Ein bemerkenswerter Mann.
Er hat Singapore mit Hingabe begonnen. Heute sprechen die Leute von Lee, der das neue Singapore geschaffen hat. Wir möchten viel mehr über diese beiden Männer wissen. Wir möchten noch viel mehr über Singapore erfahren. Wir möchten noch viel mehr kenne kennen als Orchard Road mit dem wunderschönen angrenzenden großen Botanischen Garten, Little India, wo wir im letzten Jahr gewohnt haben, als das Regierungsviertel , dem über dem Justizgebäude schwebenden Ufo von Foster, mehr als die mit Sorgfalt und Liebe ausgestatteten Museen, auch wenn noch viel an Moderner Kunst zu vermissen ist, mehr als Traviata im Esplanade , und noch viel mehr als die Suppenküchen Cinatowns. Wir möchten mehr teilnehmen am öffentlichen Leben dieser Stadt. Singapore hat einen „Öffentlichen Raum“ , Raum auch für uns. Singapore ist unsere Stadt.

28.01.2008

VIOLETTA

Violetta habe ich meine Gesundheit geopfert, nicht aus Liebe, sondern aus Dummheit.
Wir verlassen Europa, um dem Winter zu entfliehen, der Gefahr der Erkältungen zu entgehen und fliegen in die Tropen. Wir genießen die sehr warme feuchte Luft, die um unsere alten Knochen liebevoll spielt, wandern unter schattigen Bäumen im Botanischen Garten, sitzen auf allen Bänken und bewundern die Natur, und fühlen uns rundherum pudelwohl.
Wir kennen die Gefahren der Technik, die Wut der Techniker, ihre Künste gegen die Natur Allen aufzuzwingen, Alle hilflos ihren Maschinen auszuliefern.Wir meiden alle modernen Einkaufzentren, wenn sie schon in der Gestaltung ihre Kälte verraten, die uns im Inneren
erwarten würde. Ja, wir kennen das Spiel der Macht gegen die Natur.
Und dann sind wir in die Touristenfalle getappt, sind dumm hereingestolpert ohne jeden Argwohn.Es wird TRAVIATA gegeben, mit asiatischen Sängerinnen und Sängern mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt S`pore . Hochinteressant: Das müssen wir hören!
Und dabei lernen wir auch gleich noch das Innere des Gebäudes kennen
(Immer noch nicht geschaltet, immer noch ohne Argwohn )
Das Esplanade!
Wir machen uns theaterfein. Er im Seidenhemd, natürlich ohne Jackett- bei der Hitze. Sie mit leicht wehender Stola. Und kaum waren wir die vielen Stufen rauf und runter gestolpert- das Erschießungssystem verrät die fruchtlosen Bemühungen des Architekten- und saßen auf unseren Parkettplätzen, - da ergoss sich ein eisiger Gletscherwind auf Haupt und Schultern. „Man wird sich daran gewöhnen, man wird es müssen!“ Man versinkt in den Sessel, dessen Lehnen leider viel zu niedrig sind , macht sich klein und fleht um Schonung..
In der Pause könnte man ein kühles Gläschen Sekt trinken. Man rennt die Flure entlang, hinauf und hinunter, um Reibungswärme zu erzeugen und reibt seine Arme und streicht ständig über den Kopf. „Man wird auch den nächsten Akt durchstehen“
Warum es so kalt ist?
1. Antwort: So kalt war es noch nie!
2.Antwort: Das ist für die Instrumente erforderlich !
Nach dem Ende der Vorstellung geht es im Eilschritt auf die Strasse, möglichst alle geschlossenen Räume meiden, und laufen, laufen, laufen, wieder zum Leben erwachen!
Aber es war nichts mehr zu verhindern : Es ist der dritte Tag, und ab Mittag liege ich im Bett, bis zum Halskragen zugedeckt gegen die rauen Winde der Klimaanlage im Hotel in Melakka, und tröste mich : Die Kopfschmerzen werden langsam nachlassen, der Schnupfen kommt und
geht, und wen stört es, wenn ich mit der Pudelmütze schlafe . Denn, auch wenn die Klimaanlage ausgeschaltet ist, weht doch ein kalter Wind in den Raum- es zieht!
Es sind keine Musikinstrumente im Raum. Es muss noch einen dritten Grund geben. Die Technik !

Übrigens : Violetta hat die ganze Bandbreite ihrer Rolle gut gemeistert- in den Anfangsszenen etwas aufgeregt laut und in den Höhen ein bisschen scharf, aber die Koloraturen perfekt, und den Schlussakt mit zweimal aus dem Stand auf dem Bett zusammenbrechen- in aller Hingabe- obwohl unsere Sehnsucht nach dem Schmelz einer italienischen Oper nicht gestillt wurde.

Mehr kann ich jetzt nicht sagen: Ich bin heiser!

Spore 28.01.2008

EIN SCHIFF

Bevor wir uns wieder auf die Suche nach dem Hafen machten, wollten wir nach dem Erlebnis mit der „Railway Station“ sicher gehen, dass wir mit dem Bus nach Malaysia kommen. Nach mehrmaligem Nachfragen fanden wir die „Bus Station“ in Form eines Parkplatzes auf einer grünen Wiese. Ein Reisender , der hier in S`pore ankommt, wähnt sich in einer kleinen Stadt im Outback, nur die 50-geschossigen ,schneeweißen, neuen Wohngebäude an der
Hauptverkehrsstraße würden ihn verwirren. In drei Box- Offices in Holzcontainern werden Fahrscheine nach Kuala Lumpur nach Malacca ein Express und nach Melakka eine normale Busfahrt angeboten. 4 bis 5 neue, popig gestylte Busse stehen zur Abfahrt bereit. 3mal am Tag startet ein Bus nach Melakka oder Malacca- mehr Fahrgäste reisen nicht nach Malaysia. S`pore ist sich selbst genug. Mit gültigen vorgedruckten Fahrscheinen, Datum : Donnertag, der 31.Januar, 10 Uhr beruhigt in der Tasche machen wir uns auf den Weg in den Hafen, Schiffe suchen.Wir fahren mit MRT, der U-Bahn S`pores bis zur Endhaltestelle: Cruise Center. Wir fahren lange Rolltreppen aus der Tiefe, und landen in einem großen, quirligen Einkaufszentrum. Alles tip-top wie in den U-Bahnwagen, beschämend gepflegt und sauber, gutes Design und in den Läden perfekt ausgelegte Waren gehobener Qualität. Wir hatten die Suche nach dem Hafen vergessen und gaben uns ganz den Darbietungen auf den provisorisch aufgebauten Bühnen zum chinesischen Neujahrsfest hin. Schulklassen singen und tanzen chinesische Folklore. Am 4. Februar wird die ganze Einkaufsmeile zu Festmeile werden.Zur Architektur des an die früheren Abfertigungshallen des alten Hafens angebauten Einkaufszentrums kann die“ Riverside Brisbanes“ von Harry Seidler Pate gestanden haben. Leichte geschwungene Dächer über Grundrissen in freien Formen.
Die Umgebung zeugt noch von einem großen Hafen. Überbaute ehemalige Kaimauern, aus denen noch die riesigen metallenen Anlegedalben ragen, Das gegenüberliegende Ufer der Insel Sentosa eine aufgewühlte Baustelle. Hier wird wieder etwas Neues Großartiges entstehen. Das tägliche Erstaunen gehört zum Alltag in S`pore. Hier wird ständig Neues kreiert, geplant und gebaut. Hier wollen viele Menschen etwas Schaffen, etwas Unverwechselbares, Faszinierendes, etwas was diese Stadt noch attraktiver macht. Wir waren etwas bedrückt. Wir kommen aus einem Land, in dem niemand mehr etwas
machen will. Nur mehr Geld haben zum sinnlosen Vergnügen und ansonsten in Ruhe gelassen werden. Es ist so langweilig geworden, und das Mäkeln am Bestehenden unangenehm.

Wir suchen den Hafen, der nun vergangen scheint. Der neue Hafen für die noch größer gewordenen Ozeanriesen liegt ganz weit draußen. In der Ferne staken die Kräne in den
Himmel. Hier, in diesem Hafen der Nostalgie liegt nur ein Kreuzfahrtschiff, mit allem Pomp am alten Kai empfangen. Aber das Schiff, dass wir suchten, die großen Containerschiffe sind für uns nicht erreichbar, sind in einer anderen Welt. Der diese Stadt ernährende Bauch bleibt
für uns unsichtbar, bleibt hinter den ökonomischen Zahlen verdeckt. Aber ein Schiff haben wir gesehen. Aber wie es hieß, ist auch schon vergessen, oder noch nicht :Costa Allegra, ein schöner Name mit dem Flair alter Hafenromantik.

21.01.2008

MEIN PROJEKT DUBAI

Texte

Dubei 18.01.2009

TITEL

Texte

GRABOW 17.01.

GRABOW

So beginnt eine lange Reise in die Welt:
Der Inter-City, das technische Wunderwerk der Deutschen Bundesbahn, hält am Hauptbahnhof Berlin, Spandau, Grabow, Wittenberge, Hauptbahnhof Hamburg.
Warum in Grabow ? Kennen Sie nicht Grabow, einen Ort sieben Kilometer vor Wittenberge? Auf den Hauptbahnhöfen hält der Zug knappe Minuten. In Grabow hält er über 100 Minuten und nach der Vorhersage des Schaffners an diesem Tage weit mehr als eine Stunde. Güterzüge blockieren seine Durchfahrt, jedenfalls an diesem ersten, unserem bedeutenden Reisetag in die große weite Welt. Der Jumbo-Jet der Emirate- Airlines würde nicht warten. Alle griffen zum Handy, und teilten diese Neuigkeit, dass ein Güterzug das gesamte“ timing“ zerstört habe und man hilflos dieser Tatsache ausgeliefert sei, aller Welt mit: der Mutter zu Hause, dem Chef im Büro, der Sekretärin mit den genauen Anweisungen an die wartenden Vertragspartner, auch Bekannte, die noch an das Kommunikationsnetz dieser Welt angeschlossen waren wurden über das Handy eingeschaltet mit der Bitte den Airport anzuweisen, das Flugzeug zu stoppen oder zumindest zu verhindern, das die Schalter vorzeitig geschlossen würden. Alles von Grabow aus ! Die Welt war in Aufruhr, und man war mitten in diesem Aufruhr und zwar als Beteiligter. Das war wichtig und man bewies seine „Coolheit“ dem aufgeregten Nachbarn. Taxen wurden geordert. In dieser von Gott verlassenen Gegend gab es kein organisiertes Taxiunternehmen, nur zwei private Taxis. Die wurden ausfindig gemacht über Satelliten. Eines war besetzt, das andere ein Großraumtaxi- Gott sei dank, dann konnten die Welt- Reisenden zu viert mit dem umfangreichen Gepäck befördert werden. Man wartete. Warum kam das Taxi nicht trotz ständigen Kontaktes per Satellit? Der Zug setzte sich nach einer kurzen und bündigen Durchsage per Lautsprecher wieder in Bewegung. Man sprang auf, bestellte das Großraumtaxi ab, und rollte die sieben Kilometer in den Bahnhof Wittenberge. Und da stand der Zug wiederum wertvolle Minuten. Der Güterzug blockierte die Gleise und eine Ausweichmöglichkeit war nicht gegeben. Also warten. Dann, nachdem alle Hoffnung verflogen war setzte der Zug sich wieder in Bewegung und ereichte ohne weitere Unterbrechung Hamburg Hauptbahnhof. Man stürmte ein Taxi, wieder voller Tatendurst, den Flughafen. Die Schalter waren ausnahmsweise nicht frühzeitig geschlossen worden. Wir wurden in das Flugzeug geschleust und landeten in Dubai, ganz selbstverständlich. So ist das mit den Weltreisen. Sie kosten Nerven.