Delhi 23.02.2008

Reise 2008 - Delhi
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DELHI

Singapore hat keine Vergangenheit über Jahrhunderte hinweg. Es lebt der Gegenwart im Glauben an die Zukunft. Delhi ist zerfallen in einzelne Geschichtsebenen, die weit in die
Geschichte greifen , in eine chaotische Geschichte von Okkupation , Aufstand , Mord und einer beeindruckenden Hinterlassenschaft an prächtiger Architektur , Architektur der Macht und des Glaubens. Diese Perlen der Vergangenheit , verstreut über das ganze Territorium, dass sich über die Fläche von sieben Gründungsstädten erstreckt , sind für den Tourismus
herausgeputzt und werden mit ausgeschmückten Geschichten aus Bollywood als Delhi präsentiert . Es sind Ufos der Vergangenheit, von denen behauptet wird: Das ist unsere Stadt!
Man schaut von dem hohen Plateau der Mosche auf eine chaotisch verwurstelte Altstadt, und es heißt: Das ist auch unsere Stadt ! Alt Delhi und es werden Geschichten als Geschichte erzählt. Man wird durch Prachtstraßen , breite Alleen , an denen hinter hohen Mauern die Botschaften der modernen Diplomatie liegen ,Neu Delhi, und man erfährt von einer Demokratie für über eine Milliarde Menschen, die funktioniert- 60 Prozent Wahlbeteiligung in einer Bevölkerung, in der 40 Prozent unter der Armutsgrenze leben müssen.
Was ist Delhi ? Wo leben die dreizehn Millionen Einwohner ?

Wir haben Delhi nicht kennen gelernt. Wir kennen die touristischen Rundgänge durch Teilgebiete auch durch die Altstadt, kennen den Lodi Park mit seinen gepflegten Grünflächen und die restaurierten Altertümer und die Prachtgebäude der Macht, welche die Engländer hinterlassen haben, und die dem Touristen nun als indisches Delhi geboten werden. Die besonders gewünschte Fahrt um den in jedem Stadtplan durch seine Überdimensionierung im Grundriss erkennbaren runden Platz zeigte heruntergekommene Säulenarchitektur und der gezeigte Freundschaftsladen für Ausländer erinnerte an das China der 80-er Jahre.
Abends sitzen wir im Hotelgarten und genießen einen Frucht-Cocktail . Nach Sonnenuntergang wird die bengalische Beleuchtung- hohe Palmenstämme in Silberblau, viereckige Blumenkübel in Blass-Rosa, unter weißen Sonnenschirmen Kerzenlicht – in Szene gesetzt. Na Bitte! Wir waren mit einem Dreh in aller Welt, auch in Delhi! In Delhi? Wo ist diese Stadt?

Unser Guide war der Inbegriff eines Fremdenführers , nur fehlte ihm der Enthusiasmus für seine Stadt wie dem hemmungslos seiner Stadt hingegebenen Führer durch Palermo. Selbst für die Maffia fand er harte, gerechte Worte und sprach seine Stadt frei von jeder Schuld..
Unser aufgeweckter Inder , geboren in Delhi , aufgewachsen in einer Professorenfamilie, Studium abgebrochen, Ehe geschieden , absolvierte seinen auf guten Sprachkenntnissen und des Studiums der Geschichte und seinem Interesse am politischen Geschehen es so , als basierenden guten Job , war sehr gewand und höflich, und doch schien es so, als sei es nur ein Übergangsjob für ihn, aus dem er versuchte, das Beste herauszuholen.
Ist das Delhi? Versuchen alle Bewohner nur das Beste für sich aus der Umgebung herauszuholen : Die aufdringlichen Händler in den Basars? Welchen Einfluss haben die Religionen auf das tägliche Leben der Einwohner Delhis ? Welche Bedeutung hat die Politik für die Massen ?
Eine Begebenheit: Verzweiflung!
Unser Guide war ein paar Schritte hinter uns zurückgeblieben . Uns trieb die Neugier immer tiefer in die engen überfüllten Gassen der Altstadt Delhis . Wir saugten die Eindrücke aus den
kleinen tiefen Läden voller Bücher, Stoffen ,Hausrat , mit Talmi herausgeputzten Juwelieren, Friseuren und Massageecken. Es war für uns ein Augenerlebnis ohne jede
Ordnung. Wir drehten uns nach unserem Guide um. Der stand wie angewurzelt in der Menge uns versuchte mit den Armen sich irgendwie von einem Mann zu befreien , der auf den
Knien rutschend die Beine des Guides fest umschlungen hielt und den Kopf an die Knie drückte , um nicht geschlagen zu werden. Ein Verzweifelter, offenbar auch Irrer, der auf diese Weise ein Almosen erzwingen wollte. Zu erst versuchte der Guide, den Irren mit sanften, begütigenden Worten zu beruhigen. Die Umklammerung wurde nur noch fester .Dann versuchte er es, mit Kraft die Arme des Verzweifelten hoch zu biegen und sich zu befreien. Dieser ließ plötzlich los , und warf sich sofort wieder auf die Knie und umklammerte die Beine des Guide erneut. Es entstand ein richtiges Gerangel. Niemand der neugierig gaffenden Umstehenden machte auch nur die geringsten Anstalten, einzugreifen. Mit dieser Situation musste der Guide alleine fertig werden, Auch wir standen abseits und waren ganz verunsichert. So etwas geschah außerhalb unseres Vorstellungsvermögens. Wir konnten auch nichts Ernsthaftes unternehmen, es war absurdes Theater für uns. Das die Verzweiflung jemanden so übermannen kann, war unvorstellbar. Also schoben wir es auf eine Verwirrung .Nach dem Gerangel , dass immer heftiger und ergebnisloser geworden war - Der Verzweifelte sprang auf und warf sich
, um eventuellen Schlägen zu entgehen sofort wieder zu Boden und umfasste die Beine des Guide wieder im Klammergriff. Der Guide gab auf, holte ganz vorsichtig etwas Geld aus seinen Taschen, gab es dem Irren, und dieser ließ winseln los.
Etwas verlegen lächelnd kam der Guide zu uns und sagte beschwichtigend, dass das noch nie vorgekommen sei- und er wird es bereut haben, uns statt mit der Rickschah durch die Altstadt geschleust zu haben, gestattet hat, durch die Altstadt zu gehen um näher der Menge zu sein, diesem nicht zu bändigenden wuselnden Gemisch aus Händlern , Gaffern, träge
Herumlungernden , uafgeregt ihre Karren mit viel Geschrei durch die Menge Schiebenden, hupenden Tuck-Tuck-Fahrern , und den Touristen auf den Rickschahs .
Wie viele Verzweifelte , Irre, Ausgeflippte, mögen von dieser Masse Mensch irgendwohin gezogen werden ? Wie viel Lethargie hat sich auf die Menge in dieser grenzenlosen Armut
durch den ständigen Hunger gelegt ? Wie viel Irrsinn steckt in diesem hektischen Getue mitten auf der Strasse ? Wie viel Illusionen liegen in den Talmischmuckstücken auf den
gestickten Deckchen der Juweliere über dem Dreck und Müll der Straße?
Man steht als Tourist fasziniert hilflos herum und möchte nur nicht berührt werden. Um einen herum sind die Unberührbaren, die ihr Schicksal angenommen haben- seit undenklichen Zeiten- aber wie lange noch ?
Was kann eine Demokratie in einer solch ausweglosen Situation bewirken ?
Jeden, den man auf die Demokratie in Indien anspricht, antwortet immer mit den gleichen Worten : Sie funktioniert mit hoher Wahlbeteiligung. Im Osten des Landes, wo die Armut noch größer sein soll- was unvorstellbar ist- werden die
Kommunisten gewählt mit dem Versprechen, diese Situation mit Gewalt zu ändern. Wie denn? Womit? Wodurch?
Hoffentlich wirkt das Erbe Gandhis , zu dessen schlichtem Grabmahl Schulklassen, Familie für Familie ehrfürchtig wandern. Nirgendwo habe ich mich so hilflos gefühlt wie vor dem Grab Gandhis „ My Live is my Message“ hat er gesagt. So einfach kann die Zusammenfassung eines Lebenswerkes sein ! Meine Bewunderung ist grenzenlos für diesen Mann, dessen ganzes Leben ein Gebet ist, ein Gebet für die Menschen.

Indira Gandhi, die Tochter Nehrus hat gesagt:“ Indien ist nicht das Land, Indien, das sind die

Menschen

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