28.01.2008

VIOLETTA

Violetta habe ich meine Gesundheit geopfert, nicht aus Liebe, sondern aus Dummheit.
Wir verlassen Europa, um dem Winter zu entfliehen, der Gefahr der Erkältungen zu entgehen und fliegen in die Tropen. Wir genießen die sehr warme feuchte Luft, die um unsere alten Knochen liebevoll spielt, wandern unter schattigen Bäumen im Botanischen Garten, sitzen auf allen Bänken und bewundern die Natur, und fühlen uns rundherum pudelwohl.
Wir kennen die Gefahren der Technik, die Wut der Techniker, ihre Künste gegen die Natur Allen aufzuzwingen, Alle hilflos ihren Maschinen auszuliefern.Wir meiden alle modernen Einkaufzentren, wenn sie schon in der Gestaltung ihre Kälte verraten, die uns im Inneren
erwarten würde. Ja, wir kennen das Spiel der Macht gegen die Natur.
Und dann sind wir in die Touristenfalle getappt, sind dumm hereingestolpert ohne jeden Argwohn.Es wird TRAVIATA gegeben, mit asiatischen Sängerinnen und Sängern mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt S`pore . Hochinteressant: Das müssen wir hören!
Und dabei lernen wir auch gleich noch das Innere des Gebäudes kennen
(Immer noch nicht geschaltet, immer noch ohne Argwohn )
Das Esplanade!
Wir machen uns theaterfein. Er im Seidenhemd, natürlich ohne Jackett- bei der Hitze. Sie mit leicht wehender Stola. Und kaum waren wir die vielen Stufen rauf und runter gestolpert- das Erschießungssystem verrät die fruchtlosen Bemühungen des Architekten- und saßen auf unseren Parkettplätzen, - da ergoss sich ein eisiger Gletscherwind auf Haupt und Schultern. „Man wird sich daran gewöhnen, man wird es müssen!“ Man versinkt in den Sessel, dessen Lehnen leider viel zu niedrig sind , macht sich klein und fleht um Schonung..
In der Pause könnte man ein kühles Gläschen Sekt trinken. Man rennt die Flure entlang, hinauf und hinunter, um Reibungswärme zu erzeugen und reibt seine Arme und streicht ständig über den Kopf. „Man wird auch den nächsten Akt durchstehen“
Warum es so kalt ist?
1. Antwort: So kalt war es noch nie!
2.Antwort: Das ist für die Instrumente erforderlich !
Nach dem Ende der Vorstellung geht es im Eilschritt auf die Strasse, möglichst alle geschlossenen Räume meiden, und laufen, laufen, laufen, wieder zum Leben erwachen!
Aber es war nichts mehr zu verhindern : Es ist der dritte Tag, und ab Mittag liege ich im Bett, bis zum Halskragen zugedeckt gegen die rauen Winde der Klimaanlage im Hotel in Melakka, und tröste mich : Die Kopfschmerzen werden langsam nachlassen, der Schnupfen kommt und
geht, und wen stört es, wenn ich mit der Pudelmütze schlafe . Denn, auch wenn die Klimaanlage ausgeschaltet ist, weht doch ein kalter Wind in den Raum- es zieht!
Es sind keine Musikinstrumente im Raum. Es muss noch einen dritten Grund geben. Die Technik !

Übrigens : Violetta hat die ganze Bandbreite ihrer Rolle gut gemeistert- in den Anfangsszenen etwas aufgeregt laut und in den Höhen ein bisschen scharf, aber die Koloraturen perfekt, und den Schlussakt mit zweimal aus dem Stand auf dem Bett zusammenbrechen- in aller Hingabe- obwohl unsere Sehnsucht nach dem Schmelz einer italienischen Oper nicht gestillt wurde.

Mehr kann ich jetzt nicht sagen: Ich bin heiser!