New Zealand (14)

WHENUAKITE

Die Welt ist doch nicht so paradiesisch , sie ist viel menschlicher – und Menschen sind keine Engel!
In den Reiseprospekten wird vollmundig erzählt von den romantischen Neuseeländern, die mit ihren Caravans wild an den exponiertesten
Stellen frei in der Natur übernachten. Wir waren die einzigen und wir haben lange gebraucht, um ein Eckchen
Neben der asphaltierten Straße zu finden, das außerhalb der Gefahrenzone des Fahrstreifens und nicht vollgemüllt war. So romantisch war es eigentlich nicht, obwohl das Gefühl , mit seinem Monster von Van in der freien Natur zu stehen, so verheißungsvoll war. Aber Verheißungen wandeln sich oft wieder Sehnsüchte zurück. Es wird wieder menschlicher und profaner, emotionsloser. Und das Vehikel, das die Versprechen wahr werden lassen sollte , wird zu einem Monster von Auto mit viel Equipment , viel sinnlosem Beiwerk , und zum Schluss einfach unpraktisch. Ein kleines Auto plus einem schlichten Hotel ist einfach die bessere Lösung.
Wir hatten hoch in den Bergen eine Nische in einer ehemaligen Zufahrt zu einem nun verwahrlosten, überweideten Grundstück gefunden und waren auf engstem Raum rückwärts eingeparkt . Wir hatten beschlossen, hier zu übernachten. Der Abend graute und übertrug das leicht Grauen auf uns. Wie, wenn die Neuseeländer unter ihnen auch dem Recht und der Ordnung abtrünnig gewordene „Engel“ hätten, wenn es auch hier im sog. Paradies nicht nur das Gute und Schöne gäbe, sondern die Warnung am Strand nicht nur eine bösartige Unterstellung gewesen sein sollte. Also gaben wir Gas- wir wollten uns ja nicht nachsagen lassen, das wir gutgläubig ,ja leichtsinnig, gar geizig gewesen seien, nur um dem verordneten Campingplatz zu entgehen. Wir hangelten uns über Serpentinen durch die Berge . Es war nun zu Ende des Tages , es waren die höchsten Berge mit den steilsten Hängen, und es begann zu regnen.
Was das die Strafe für die Ungläubigkeit an das Gute im Menschen? Hier: an das Gute in den Neu Seeländern, in allen Neuseeländern, oder war es ein Fingerzeig Gottes, was in dieser Nacht noch alles hätte passieren können, wenn wir uns dem Toben der Natur auf unseren wahrscheinlich noch illegitimen Standplatz hoch in den Bergen anvertraut hätten, oder war es nur wieder eine Laune der Natur, völlig unbedeutend?
Wir suchten in der angebrochenen Nacht nach einem sicheren Hafen menschlicher Behausung , einen Platz, von dem man mit einem einfachen Druck auf einen Klingelknopf die direkte Verbindung zur Polizei sofort herstellen kann , nichts andere suchten wir. Wir hatten ja alles in unserem Monster.
Aber das Paradies war uns verloren gegangen. In Whenuakite ist es jedenfalls nicht .