New Zealand (3)

Reise 2007 - Dunedin
Reise 2007 - Dunedin
Reise 2007 - Dunedin

DUNEDIN

Wie ein Land um die Geschichte kämpft:
Neben der Kapelle zum guten Hirten wird ein Denkmal für den Hirtenhund gesetzt , ein ganzer Landstrich wird nach einem Schafsdieb benannt , in jeder Stadt stehen Denkmäler für die ersten Siedler, und die Gefallenen eines Krieges im weiten Ausland werden bombastisch verewigt. Die emotionelle Bindung an ein fernes ehemaliges Heimatland - England – Schottland – oder eine ferne unbekannte Insel im Pacific wird krampfhaft aufrecht erhalten, auch wenn die ökonomischen und gesellschaftlichen Verflechtungen seit Jahrzehnten verdorrt sind.
Die Heimat ist doch hier , jetzt und in der Zukunft Die nostalgische Verklärung ist eine Krankheit .
Was sieht man von Heute, was erwartet man für seine Zukunft ? Wo spürt man die Sehnsucht nach dem gelobten Land der Zukunft? Wo sind die Presbyterianer geblieben? Die schottischen Einwanderer, die tatkräftig die neue Heimat aufgebaut haben mit Mut , Fleiß und einem unerschöpflichen Glauben?
Statt dessen werden Pinguine und Albatrosse als Beweis für die eigene Lebenshaltung gezeigt- selbst leidet man an dem ökonomischen- Gott gewollten- Niedergang und pflegt das erhalten gebliebene Gerümpel. Wo ist der Wille zum Aufbau einer neuen Welt geblieben-
In dieser herrlichen, fruchtbaren von Gott gesegneten Landschaft . New Zealand - Süd, ein anderes Bild aus einer globalisierten Welt : statt Chancen Resignation , statt Aufbau Erosion einer längst vergangenen Welt

>In Oamaru haben wir die Pinguine ausgelassen und haben uns den erhaltenen Rest der alten Speicherstadt am Hafen angeschaut. Der größte Speicher New Zealands – natürlich wohl in der Historie- heute wird es wohl größere Containerhallen oder so etwas Ähnliches geben- aber das zählt heute nicht. Das zählt erst morgen . – Weite Holzkonstruktionen , die hohe Dächer halten , davor schmucke Giebel. Heute alles ohne Funktion –oder wenn man die heutige Nutzungsansätze von Gewerkeltem für Touristen nicht als Müll bezeichnen will
• in Fassungen gebrachte Steinchen
• Strickjäckchen
• Holzfigürchen
• gemalte Postkarten
• Püppchen und Stöckchen....
Das Ambiente : zerbröselter Putz, durchgetretene Dielen , - alles schreit nach Pflege, Farbe-
..kostet es soviel Überwindung, einen Pinsel in die Hand zu nehmen, Steine auf den Asphalt in schönen Mosaiken zu legen , die Fassaden mit eigener Hand zu restaurieren.- nur zur eigenen Freude? –auch vor dem Hintergrund auch noch für Touristen attraktiv zu werden?
Dazu braucht es keine internationalen Investoren, keinen sog, wirtschaftlichen Aufschwung und eine neue Industrialisierung. Dazu braucht man die Tatkraft und den Willen zur Arbeit und zur Gestaltung der Chalmers, Cargills, Burns, Mac Owen, Mac Arthur , Mac Kelvie, Mac Kellar usw. usw. usw. Selbsthilfe .
Dazu braucht man das calvinistische Erbe der Presbyterianer .
Es fehlt der Glaube.

>Der neuseeländische Pullover:
Ganz bewusst hatte ich auf jeglichen Pullover verzichtet. Ich wollte als Erstes im Land der Schafe einen ganz besonders neuseeländischen Pullover mit Reißverschluss kaufen. Ich habe ihn nirgendwo gesehen, und da es kalt war, habe ich mir so etwas Ähnliches wie einen „Niki“ gekauft. Fern von jedem Schafswollstil, designed angeblich in New Zealand, made in China, knallrot, warm, schön und innen mollig, mit der Aufschrift in großen Lettern „New Zealand“
Na ja !

>Wohnwagen:
Es ist schon erstaunlich, zu welchen Verrenkungen die Extremitäten wie Arme und Beine, und zu welchen Verbiegungen das vielgeplagte Rückgrat fähig ist, wenn die veränderten Umstände es erfordern . Nun bin ich durch die Therapie durch Meister Hardt schon einiges gewohnt , aber diese Art Gymnastik überschritt mein Vorstellungsvermögen.
Die äußeren Umstände: Eine Bank in U-Form um einen Tisch für sechs Personen, die Schmalseite ohne Bank zum Raum offen.
Man setzt sich auf die rechte Bank auf der Längsseite des Tisches- wohlgepolstert – und schiebt seinen Hintern in Etappen auf der Bank um den Tisch, bis man vor Kopf gegenüber der offenen Seite sitzt. So weit, so gut! Diesen Bewegungsablauf kennt man aus den bayrischen Kneipen und assoziiert ihn mit der freudigen Erwartung eines frischen Bieres und einer guten Haxe . So weit, so gut ! Dann folgt der weitere Bewegungsablauf . Man hebt den linken Fuß bis unter die Tischplatte und spreizt die Beine mit linkem Bein nach links und schiebt den Fuß auf die Sitzbank nach links. Die Sehnen singen schon mit. Gestrecktes Bein in Sitzposition! Wenn der erste leichte Krampf nachgelassen hat , beginnt die Prozedur mit dem rechten Bein. Anheben des Fußes bis unter die Tischplatte , schwenken nach links auf die Bank. Jetzt kommt der Bauch ins Spiel .
Der Bauch ist zu dick, was man ja schon wusste, aber nicht immer wieder in so auswegloser Situation bewiesen werden muss . Die Fettrolle legt sich auf den Tischrand. Es wird sehr eng, da das Bettzudeck zwischen Rückenlehne und Rücken gerutscht ist , und den Bewegungsraum auf ungebührliche Wiese einengt - vielleicht ist der Bauch gar nicht so dick, vielleicht fehlt nur der Bewegungsraum! Aber etwas mehr Abnehmen würde die Gesundheit fördern und mehr Beweglichkeit bringen, von der Belastung des Herzens ganz zu schweigen.
Aber nun langsam an die dritte Phase des Bewegungsablaufes denken:
Rumpf um ca. 45 Grad drehen . bis er parallel zur Rückbank langsam auf das Polster gesenkt werden kann. Es ist kaum zu verhindern , dass sich das große schwere Bettzeug unter das Kreuz schiebt und man es durch Anheben und seitliches Zurren , was natürlich mit dem rechten Arm, dem ohne Rotatorenmanschette äußerst schmerzhaft ist , unter dem Körper hervorzieht und auf die Rücklehne auflegt
Jetzt liegt man auf der Bank, die beiden Beine müssen nur aus der Diagonalen unter dem Tisch auf die Bank , auf der man liegt , eingeschwenkt werden. Das ist eine relativ einfache Übung, wenn das Bettzeug nicht im Wege ist. Jetzt liegt man endgültig in Schlafposition und braucht sich nur noch auf dem engen Raum in das Bettzeug einzumummeln . Im Schlafen sich zu wenden und zu drehen ist natürlich kaum möglich. Man liegt wie die Wurst in der Pelle , eingeengt zwischen Rücklehne und Tisch , auf der Bank eingepfercht wie ein Schwein in einem zu engen Koben.
Man schläft --- bis der“ aughful walk“ zur außen liegenden Toilette erforderlich wird. Natürlich versucht man diesen Horrortrip im Halbschlaf so lange als möglich hinauszuziehen , aber ganz abwenden lässt es sich nicht, aber man hält es bis zum Äußersten zurück. Aber dann muss es ganz schnell gehen: Beine nach Rechts schwenken, Bettdeck auf den Tisch schieben. Das ist im Rückwärtsgang der ganzem Bewegungsprozedur erwiesenermaßen besser , als zu versuchen . Das Bettdeck wieder auf der Rücklehne zu platzieren Dann mit Schwung – man hat es eilig – die Wende auf die Seitenbank , und durchhangeln bis zur offenen Seite vor den Tisch. Jetzt die Schuhe unter dem Tisch suchen. Oft ein Problem , da die Arme zu kurz sind, und die Schuhe immer in die äußerste Ecke unter dem Tisch gerutscht sind. Und jetzt erweist sich der Nachteil der Stiefel – man kommt nicht so schnell rein! Man lässt den Reißverschluss = Reißverschluss sein und stürzt zur Tür und fingert an dem Öffnungsgriff, der natürlich viel komplizierter als ein einfacher Türgriff gestaltet ist und drei Stufen tiefer angebracht ist – und man wieder das lahme Kreuz bemühen muss - Aber man schafft es immer wieder, und ich habe mir noch nie in die Hose gemacht ! Es klappt immer wieder ! Aber das Ganze ist eine neue Lebenserfahrung . Das Leben in Wohlstandsarmut auf dem Campingplatz mit unförmigen, aber immer zu kleinen Wohnwagen—obwohl es schon „Kingsize „ ist.
Aber man hat es ja so gewollt !
Die Entscheidungsfreiheit ist gewahrt !
Irgendwie ist man selbst daran Schuld, seinen Körper so in die Bedrouille gebracht zu haben.
Aber gesund soll das Camperleben ja sein, sagt man.
Ich weiß nicht recht.....