CANBERRA Sydney hat Fragen aufgeworfen, die nur durch ein Studium der Geschichte Australiens gelöst werden können. Wie ist es möglich gewesen, innerhalb von Jahrzehnten – mit den Anfangs Schritten insgesamt vielleicht zweihundert Jahren- eine solche moderne, pulsierende Weltstadt aufzubauen. Und mit Blick in die Zukunft zu entwickeln ? War es die Kraft aus der Ausbeutung der Strafgefangenen , waren es deren Nachkommen ? Waren es die freiwillig eingewanderten aus allen Erdteilen ? War es die ökonomische Einbindung in den pazifischen Raum ? Waren es ausländische Investoren, etc,etc, etc.? Erwartungsvoll stiegen wir in Katoomba nach zwei herrlichen Tagen in den Blue Mountains in den Zug nach Canberra: Wie muss erst die Kapitale des großen Landes Australien aussehen, wenn die Provinzmetropolen zu solch blühenden Weltstädten geworden sind ? Der Hotelier in der Rezeption im Three- Sister-Hotel hatte nur gespottet, als wir sagten, dass wir nach Canberra fahren : Was wollen Sie da ? Da ist Nichts. Es wurde ein Sonntag Morgen voller Schrecken ! Ganz früh am Morgen war ich durchgefroren aufgewacht. Trotzdem die Klimaanlage abgestellt worden war, hatten sich die arktischen Temperaturen im Raum gehalten , und erst nach dem heißen Bade in der komfortabel großen Wanne erwachten die Lebensgeister , und wir freuten uns auf das warme outback an diesem sonnigen Morgen. Wir rafften uns auf , unser Pflichtprogramm zu erfüllen und suchten das alte Parlamentsgebäude auf. Welch eine Überraschung ! Das Parlamentsgebäude ist so verlassen worden, wie es bis zum letzten Tage genutzt worden ist. Liebevoll sind Details erhalten, werden Geschichten mit einzelnen Abgeordneten erzählt , mit Photos dokumentiert, eine lebendige Welt der politischen Geschichte Australiens ! Ergänzt wird diese Museumsausstellung durch eine Portraitgalerie berühmter Australier, Schriftsteller, Musiker, Banker, erfolgreiche Geschäftsleute, sozial engagierte Bürger, Aborigines, Weiße, Farbige , - alles, was jemals Bedeutung im australischen Leben gehabt hat, und natürlich alle berühmten Sportler ! Ein ganz lebendiges und auch für Fremde interessantes Erlebnis. Und nun auf , in das Neue Parlamentsgebäude unter dem Grasdach, wo die jetzige Geschichte, die Geschichte der Zukunft geschrieben wird : Wir verließen des noble, weiße Haus der australischen Geschichte, ganz positiv gestimmt, und näherten uns voller Erwartung dem neuen Parlamentsgebäude. Was mag Politiker bewogen haben, sich in einem riesigen Bunker, über dem eine Omnibusgroße Fahne auf einem Monstrum von Mast weht, zu verschanzen ? Die Fassade mit großen Öffnungen ist nur eine vorgesetzte Kolonade , dahinter verbergen sich Schießscharten mit schusssicherem Glas. Aus den seitlichen Löchern unter dem Grasdach – bombensicher ! – meint man, Kanonen blitzen zu sehen .. Das ganze Areal durch dicke Mauern mit gestuften Schusslöchern versehen, abgeschirmt. Rundherum ein freier Rayongürtel, gepflastert ,gekiest , Wasserflächen vergittert. Vor wem haben die Entscheidenden solche Angst? Sind sie Diktatoren, die das Volk fürchten ? Regieren sie gegen das Volk ? So wie die Könige und Kaiser, die ihre Pfalzen außerhalb der Städte bauten und ihre Paläste gegen Feinde sicherten und das Volk meinten ? Wer ist denn auf die Idee gekommen, Regierungsviertel und Stadt durch einen künstlichen Stausee zu trennen ? Was bedeutet Demokratie in diesem Lande ? Volksnähe wohl nicht ! |
Australien (6)
So, 03/04/2007 - 16:04